ARD-Hörspieldatenbank

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Hörspiel



René de Obaldia

Das Gespenst des Zouaven



Regie: Heinz Dieter Köhler

Zum Picknick haben sie sich verabredet, die beiden alten Freundinnen Gertrude und Aglae, beide über fünfzig und beide infolge eines Badeunfalls angewiesen auf motorisierte Rollstühle. Gertrude trifft als erste bei der verabredeten Waldlichtung ein, wartet munter und pausenlos plappernd auf ihre Freundin, und als diese endlich dazustößt, setzt sich nach kurzer, überdrehter Begrüßung die Tratscherei zu zweit fort. Doch bei allem Reden wird deutlich, daß sie sich auf diese Weise schon unzählige Male unterhalten haben müssen, daß jede für sich einen liegengelassenen Faden wieder aufnimmt, den nun jede für sich, mit großer Emphase Absurditäten, Banalitäten und große Fragen vor allem der Literatur und der Politik ineinander verwickelnd, weiterspinnt. Nur in einem Punkt ist das heutige Treffen beosnders: Es ist der 13. Mai, ein Datum, an dem einer Legende zufolge jährlich um zwölf Uhr der Geist eines jungen Soldaten auf dieser Lichtung erscheint, der in der Schlacht von Solferino bei einem Liebesabenteuer vom Freind überrascht wurde und seither in alle Ewigkeit dazu verdammt ist, seine Hose suchen zu müssen. Absurdität der Situation und Phantastik der Figuren verdichten sich in diesem neuen Hörspiel des 1918 in Hongkong geborenen französischen Romanciers und Dramatikers René de Obaldia zu einem Spiegel gesellschaftlicher Realität, in der der Autor nicht mehr zu unterscheiden weiß zwischen den wirklichen Problemen ihrer Vertreter und den unzähligen geistigen Hypochondrien.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Irmgard FörstGertrud
Carmen Renate KöperAglaé


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 1980

Erstsendung: 05.11.1980 | 39'35

Darstellung: