ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Mehr oder weniger kurz vor dem Tode
Technische Realisierung: Heinz Klein, Dieter Stratmann
Regieassistenz: Klaus Mehrländer
Regie: Klaus Mehrländer
"Eine aufwendige Beerdigung ohne Religion, statt dessen mit den üblichen Ersatzverlegenheiten der ehrenden Nachfeierrufen, ist vorüber, eine kulturelle Berühmtheit ist gestorben. Im Kreis der Freunde und Bekannten, der wahren und der kulturbeflissenmitläuferhaft dazugemogelten, entsteht bei partyhaftem Gelage, wie jeweils die Schwierig-keit, auf den Tod zu reagieren, sich zum Tode zu verhalten. Sich richtig zu ihm zu verhalten: das könnte ja durchaus trostlos-trostvergessen, hilflos hoffnungsvoll-verzweifelt sein. Doch das hieße für diese Gruppe schon, eine Belastungsschwelle nicht bloß zu überschreiten, sondern sie überhaupt nur erst einmal zu akzeptieren. Die Fähigkeit zu trauern, bald ratlos, bald aufsässig inmitten der Verdrängungen des Bildungsbürgergeredes beweist nur eine Person, und sie besteht hartnäckig auf dem seelischen Kontrast zu den anderen. Diese Person, ein Schriftsteller, wird von den anderen als leicht spielverderberischer Outsider ein bißchen belächelt, auch ermahnt, auch befragt, und nicht ganz ernst genommen. Insgesamt jedoch 'paßt' sie, ihre Opposition bietet den anderen eine zusätzliche Ausrede. Die Person darf, eine Gefahr darf nicht ganz ernst genommen werden, es macht sich aber ganz gut, wenn sie in gewisser Entfernung sichtbar, hörbar bleibt: als Alibi. Der Hörspielschluß ist kein Abschluß. Kein Zweifel, daß nur abgebrochen wird inmitten einer endlosen Fortsetzung von verdrängter Todesangst von Flucht in zerredetes, ausgeödetes, bildungsborniertes Leben. Leben, das gerade nur Weitermachen, überbrücken ist. Ablenkung."