ARD-Hörspieldatenbank

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Originaltonhörspiel



Eva-Maria Götz, Hein Bruehl

Zum Beispiel zwei alte Frauen in Berlin-Wedding

#Es berichtet über ihren Ruhestand in West-Berlin eine thrombosekranke Frührentnerin, die zuletzt als Ankerwicklerin bei Siemens gearbeitet hat. Frau W. bewohnt heute, vierundsiebzigjährig, zusammen mit ihrem Wellensittich eine Einzimmerwohnung mit Küche, ohne Bad und ohne Toilette, in der Liebenwalder Straße. Es berichtet über ihre Arbeit in der Großküche eines Kaufhauses am Wedding eine vierundsiebzigjährige Köchin. Frau S. steht noch von 8 Uhr früh bis 1/2 7 Uhr abends 'ihren Mann' an der Anrichte, am Herd bzw. an der Essenausgabe für das Hauspersonal. Angereichert und kommentiert werden die Berichte einmal durch das, was die Angehörigen, die Nachbarn, Kollegen sagen, zum anderen durch unsere Ansichten von den Lebens- und Arbeitsbedingungen dieser beiden Frauen, die wir vier Tage lang in ihren Wohnungen, auf der Straße, beim Bäcker, beim Kohlenhändler, am Arbeitsplatz, in der Kantine gesehen und gesprochen haben. Die beiden Selbstdarstellungen und die ergänzenden Materialien im Originalton sowie die kommentierenden Einschübe (Statements, dialogischen Demonstrationen, dazu gehören auch Geräusch-Filme etc.) werden zu einem Hörstück montiert. Unser thematisches Interesse zielt auf das Familienbewußtsein und die allgemeine Einstellung zu alten Leuten in unserer Leistungsgesellschaft. Außerdem wollen wir uns mit den Problemen auseinandersetzen, die die geplante 'flexible Altersgrenze' für die unteren sozialen Schichten aufwirft. In szenischen Vorgriffen auf eine absehbare Zukunft, die in den Vereinigten Staaten schon begonnen hat, sollen u. a. Pläne zum Bau von Trabanten-Städten für Menschen im Ruhestand und Konflikt-Situationen der Betroffenen in diesen vollautomatisierten Gettos entwickelt werden."

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Anne Rottenberger
Peter Lieck
Ruth Pera
Sylvia Bartholomay
Bodo Primus
Ulrich von Bock


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 1973

Erstsendung: 19.02.1973 | 56'30

Darstellung: