ARD-Hörspieldatenbank

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Ars acustica



Nadja Schöning

Capricorne - KlangSkulptur nach Max Ernst


Komposition: Nadja Schöning

Redaktion: Hans Burkhard Schlichting


Realisation: Nadja Schöning

"Meine KlangSkulptur 'Capricorne' ist angeregt von der 1948 in Sedona entstandenen gleichnamigen Skulptur des bildenden Künstlers und Poeten Max Ernst (1891-1976). Inmitten der Wüstenlandschaft Arizonas hatte er 1946 zusammen mit der Künstlerin Dorothea Tanning ein abgeschiedenes Stück Land erworben, das sie später 'Capricorn Hill' nannte. Gemeinsam zimmerten beide auf dem kargen Gelände zunächst ein einfaches Blockhaus. Ein Jahr später begann Max Ernst dort mit dem Bau seiner gleichsam 'para-mythischen' Skulptur mit seinen aus zahlreichen Alltagsgegenständen figurierten, vieldeutigen Wesen und Tiergestalten: 'einem König und einer Königin aus Zement und altem Eisen, fürstlichen Wächtern für unser Haus, unsere beiden heldenhaften Bäume, unsere Farben und Pinsel, unseren gefährdeten Frieden.' (D. Tanning). Als 'my family' bezeichnete er das monumentale Werk, eine weiterführende Transformation u.a. seiner Skulptur 'The King playing with the Queen' (1944). Meine Klangkomposition versteht sich weder als Interpretation noch als Illustration des 'Capricorne'-Werkes von Max Ernst. Diese surreale, archaische Skulptur, ebenso wie ihre Verortung und Entstehung in der von den beiden Künstlern selbst gewählten Einsamkeit einer sie herausfordernden Landschaft mit ihren elementaren Naturerscheinungen, sowie Ernsts ethnologisches Interesse an indianischen Kulturen waren für mich inspirierende Motive für eine intermediale Realisation und Translokation in eine imaginative Klanglandschaft. Eine multilinguale Textebene, von einer Sprecherin und einem Sprecher zum Ausdruck gebracht, begleitet leitmotivisch die Komposition. Diese verbale Ebene stellt eine Schachpartie dar - eine von Tanning und Ernst intensiv ausgeübte Beschäftigung. Die Sprechtexte bestehen aus den auf acht Naturerscheinungen basierenden 64 Hexagrammen des alt-chinesischen 'I-Ging - Das Buch der Wandlungen', sowie aus Zahlen und Buchstaben der Positionen von zwei mal 32 Schachzügen. In der KlangSkulptur nach Max Ernst verbinden sich Sprache und Geräusch-Komposition interagierend zu assoziationsreichen Kontexten und Klangsinn." (Nadja Schöning)

Nadja Schöning, geboren 1975 in Köln, lebt dort als Medienkünstlerin und Komponistin der Ars acustica. Sie studierte Medienkunst an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und Audio-visuelle Medien an der Kunsthochschule für Medien Köln. Neben Vorträgen und Gastdozenturen an Universitäten und Kunsthochschulen war sie beim ZKM Karlsruhe als Kuratorin tätig, veröffentlichte CDs und Kataloge. Ihre Werke wurden in Einzelausstellungen und internationalen Gruppenausstellungen präsentiert. Schönings Klangkompositionen wurden im Rundfunk gesendet, daneben auch Kompositionen für Hörspiele und Klangräume. Ihr SoundPainting nach William Turner "... or the Loves of Painting and Music" wurde Hörspiel des Monats April 2008. Außerdem schrieb sie die Klangkomposition zum dem mit dem österreichischen Hörspiel-Kritikerpreis 2008 ausgezeichneten Hörspiel "Gärten, Schnäbel, ein Mirakel, ein Monolog, ein Hörspiel" von Friederike Mayröcker.

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Jürgen Becker
Kristi Becker


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Südwestrundfunk 2009

Erstsendung: 01.12.2009 | 23:03 Uhr | 46'44

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