ARD-Hörspieldatenbank
Ars acustica
c.e. oder conclamatum est
Für Sprecher und vier Klaviere, auf einen Text von Hans Henny Jahnn, nach einer Idee von Herbert Kapfer
Komposition: Josef Anton Riedl
Redaktion: Herbert Kapfer
Technische Realisierung: Jörg Moser, Peter Urban
Wind keucht ums Haus. Vier Männer "im Regen so grau wie Schatten" nähern sich. Sie tragen schwarze Ölmäntel, das Wasser rinnt von ihren Hüten. Es ist das Ende der 'Niederschrift des Gustav Anias Horn', dem zweiten Teil der unvollendeten Roman-Trilogie "Fluss ohne Ufer" von Hans Henny Jahnn. Horn muss erkennen, dass sein gewaltsamer Tod unmittelbar bevorsteht. "Es ist das Wirkliche - die wirkliche Begegnung": Mit wachsender Hast kritzelt Horn seine letzten Zeilen. Ein Ich schreibt um sein Leben. Die 'Niederschrift' bricht ab, der Romanteil endet mit der Anmerkung: "Am Schluß sind die Zeilen vollkommen unleserlich. Zudem ist das Heft offenbar mit Heftigkeit zugeschlagen und in ein Fach des Schreibtisches geschleudert worden, so daß die noch feuchte Tinte verschmiert wurde. Nur zwei Buchstaben stehen mit merkwürdiger Klarheit da, 'c.e.' Man kann sie zwanglos als die Abkürzung von 'conclamatum est' deuten." - "conclamatum est" steht für die altrömische Totenklage. "Jahnns Text bleibt von Riedl kompositorisch unberührt und wird vor der Klavierkomposition gesprochen, die Autonomie von Text und Musik suggeriert allein schon die temporal sukzessive Abfolge. Zudem komponiert Riedl den Part für die vier Klaviere bevor feststeht, mit welchem Fragment des Jahnn-Textes sich die Musik letztendlich verbindet. Der im Titel enthaltene Zusatz 'conclamatum est' entstammt der literarischen Vorlage und ist keinesfalls als programmatisch für die Musik zu verstehen, vielmehr bewahrt sich die Musik gegenüber der semantischen Eindeutigkeit des Textes (auch wenn die Hintergründe der Ereignisse im Dunkeln bleiben) eine den Text kontrastierende Vieldeutigkeit: Die Sprache evoziert konkrete Assoziationen, die Musik unvorhersehbare." (Andreas Kosack)