ARD-Hörspieldatenbank


Originalhörspiel



Rolf Schneider

Feuer an bloßer Haut


Komposition: Bert Wrede

Technische Realisierung: André Lüer, Holger König

Regieassistenz: Corinna Waldbauer


Regie: Ulrich Lampen

1920 ist Milena Jesenská 24 Jahre alt und hat in ihrer Heimatstadt Prag bereits einiges Aufsehen erregt: auch, weil sie mit 19 gegen den erbitterten Widerstand ihres nationalistisch-antisemitsch eingestellten Professoren-Vaters den etwas verbummelten jüdischen Literaten Ernst Polak heiratete. Sie schreibt für tschechische Zeitungen und übersetzt, unter anderem Erzählungen eines deutschsprachigen Prager Autors namens Franz Kafka. Die beiden kennen sich aus der Prager Literaturszene, und sie haben über Übersetzungs- und Literaturfragen auch schon korrespondiert, als sich der Briefwechsel-Dialog in jenem Jahr 1920 derart intensiviert, dass Milena den 13 Jahre älteren, von ihr bewunderten Autor überreden kann, sich auf der Rückfahrt von einer Kur in Meran in Wien mit ihr zu treffen. Es wird eine überwältigende Begegnung, für beide. Ein Paar werden sie trotzdem nicht. Schon bald kehrt ihre Liebe zurück in die Briefe, aus denen sie für Tage und Stunden herausgesprungen war. Im letzten Brief, 1923, ist alles nur noch Erinnerung, und Kafka kehrt zum "Sie" zurück. - Kafkas "Briefe an Milena" sind hunderttausendfach gedruckt und gelesen worden. Ihre, Milenas, Briefe wurden nie gefunden. Im Dialog dieses ungewöhnlichen Paares, einer "literarischen Fiktion, hergestellt aus Originalen" (Rolf Schneider), werden sie "rekonstruiert". Durch Anlehnung an Milenas Biografie, ihre Feuilletons und Reportagen, durch Einfühlung in eine der sonderbarsten Liebesgeschichten des 20. Jahrhunderts.

Milena Jesenská wurde am 10. August 1896 in Prag geboren. Nach Kafkas Tod war sie eine bedeutende Publizistin der ersten Tschechoslowakischen Republik, eng verbunden mit der kommunistischen Linken. Wegen ihrer Kritik am Stalinismus wurde sie 1936 aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen. Im November 1939 wurde sie von der Gestapo verhaftet und ins KZ Ravensbrück deportiert, wo sie am 17. Mai 1944 starb.

Franz Kafka, am 3. Juli 1883 in Prag geboren, gestorben am 3. Juni 1924, ist einer der prägenden Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

Rolf Schneider, geboren am 17. April 1932 in Chemnitz, wuchs in Wernigerode auf. Seit Ende der 50er Jahre ist er als freier Schriftsteller tätig. 1976 war er einer der Erstunterzeichner der Biermann-Protestresolution. Schneider hat über 50 Hörspiele geschrieben, u.a. "Zwielicht" (Hörspielpreis der Kriegsblinden 1966). Zuletzt produzierte der MDR "Die Affäre d'Aubrey" (MDR/RBB 2004), "Die Affäre Loepold-Loeb" (RBB/MDR 2004), "Nach der Liebelei" (ORF/MDR 2006).

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Johanna WokalekMilena
Sylvester GrothFranz Kafka


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Mitteldeutscher Rundfunk 2007

Erstsendung: 17.04.2007 | 22:00 Uhr | 54'25


REZENSIONEN

  • Rolf Floß: Sächsische Zeitung. 17.04.2007. S. 11.

Darstellung: