ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Der Admiral
Uraufführung
Komposition: Gustav Kneip
Regie: Rudolf Rieth
"Szene: Dunkle Kajüte an Bord der Santa Maria, des Kolumbus-Schiffes; Zeit: Nachts, unmittelbar vor der Entdeckung des amerikanischen Festlandes" (N. N.: Die Werag. 3. Jahrgang. Heft 21. 20.05.1928. S. 11)
"Matrosen an Bord eines Scniffes. Genauer gesagt: An Bord des Schiffes "Santa Maria", auf dem und mit dem Christoph Columbus Amerika entdeckt hat. Stoff der Handlung: Gespräche der Seeleute; zu sechsen sind sie und das beschleunigende oder verlangsamende Moment schafft Fahrt, Schicksalsverkettung, Depression und aufflackernder Mut. Steuermann und Segelmacher, zwei Träumende und ein höhnischer, zu Finsternis neigender Kerl und eine Frau, die in Manneskleidern zu neuen Ufern mitjagt, lassen ihre Gedanken zu Auf- und Abklang werden. Tonbewegung. Medodie in Urform. Bis zuj sinfonischen Ende; ein kurzes, hymnisches Jubilato verheißt Erfüllung von Traum und Wunsch und Ziel und Sehnen: in fernen Jubel steigt der Ruf "Land ... Land", und Trommeln überwirbeln den Schrei, den die Verheißung fast erstickt. Der Admiral, so nenen sie Christoph Columbus, bleibt unsichtbar, unhörbar. Er ist Gegenstand und Persönlichkeit in diesen Dialogen der Sechs, er geistert in sie hinein, sie suchen ihn zu begreifen, und wiewohl sie nie zur Schilderung kommen, weil sie sein Wesen nicht packen, verzweifeln sie in der Erfassung, von der sie ein Gelingen erhoffen. Sie stimmen Lieder an. Volkliches steigt auf, das sich auf ewigem Wasser stark erhalten hat, Kontuern verwischen sich wieder, alter Glaube vom Meer reckt sich auf, Spuk und Schwarm wird drohende Gestalt... "Wir wollen miteinander gehn Und die letzte Sonne sehn. Es soll uns bald die Nacht geschehn, Wir wollen beieinander stehn" Das ist die schlichte Ballade, ohne eine Spur von Pathos und Verzückung, ohne Märchenhaftes und Über-Geheimnisvolles, die Otto Wessel geschrieben und gestaltet hat, knapp in der Form, sparsam im Wortgefüge, aber umso markanter im Gesagten und einfach Empfundenen, das seiner Echtheit wegen eindringt und standhält und in der Dichte des Vorgangs namentlich sich auszeichnet. Den Begriff deckt die Hülle. Die Form wird vom Gefühl umrandet. Die Caesur schneidet unmittelbar ein, unter Verzicht auf den - billigen - Effekt. Der Westdeutsche Rundfunk freut sich , unter den zahllosen Manuskripten, die ihm Tag für Tag zuflattern, das Werk eines bislang "Unbekannten" gefunden zu haben, der in der Wiedergabe am 22. Mai für sich selbst nun sprechen möge." (Ulmann, Hanns: Die Werag. 3. Jahrgang. Heft 21. 20.05.1928. S. 11)