ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel, Dokumentarhörspiel
Die Quellen sprechen (3. Teil: Deutsches Reich und Protektorat September 1939 - September 1941)
Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 – 1945
Übersetzung: Katarina Agathos
Bearbeitung (Wort): Andrea Löw
Redaktion: Katarina Agathos, Herbert Kapfer
Technische Realisierung: Marcus Huber, Susanne Herzig, Peter Kainz
Regieassistenz: Stefanie Ramb, Jasmin Schäffler
Regie: Ulrich Gerhardt
Mit Kriegsbeginn am 1. September 1939 verschärften die deutschen Behörden den Kampf gegen die Juden. Gesellschaftlich isoliert, systematisch enteignet und mit rigiden ausländischen Einreisebestimmungen konfrontiert, scheiterten die meisten Emigrationsbemühungen der deutschen, österreichischen und tschechischen Juden. Die nationalsozialistische Politik ging von einer forcierten Auswanderung und Drangsalierung der jüdischen Bevölkerung zum Massenmord über. Die ausgewählten Quellen dokumentieren die frühen Versuche der deutschen Behörden, die Juden an die Randzonen ihres Machtgebiets zu deportieren und belegen die antijüdische Politik im sogenannten Protektorat Böhmen und Mähren. Es wurden vor allem Maßnahmen ergriffen, die bereits im Altreich und in Österreich erprobt waren. Die Regierung des besetzten Landes kooperierte. Seit Juni 1939 galten auch hier die Nürnberger Gesetze. Die ersten "Umsiedlungen" fanden seit Oktober 1939 statt, Ziel: Nisko am San bei Lublin. Doch sowohl der Plan, die Juden ins polnische Generalgouvernement abzuschieben, als auch das Projekt, die europäischen Juden nach Madagaskar zu deportieren, scheiterten. Die Grundidee aber, alle Juden innerhalb des deutschen Einflussgebiets in eine abgelegene Region zu sperren, ließ die Planer nicht mehr los. Mit dem Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 war ein Wendepunkt erreicht: Es sollte ein Vernichtungskrieg werden. Mit der Berechtigung des Sicherheitsdienstes, "Exekutivmaßnahmen" treffen zu können, mit dem "Kriegsgerichtsbarkeitserlass" und dem späteren Befehl Heydrichs, sämtliche jüdischen Kriegsgefangenen zu erschießen, wurde im besetzten Gebiet ein rechtsfreier Raum geschaffen. Wochen später wurden Massenerschießungen an jüdischen Männern verübt; bald folgte die systematische Ausrottung ganzer jüdischer Gemeinden in der Ukraine. Massenexekutionen wie im Osten schienen sich nun auch für andere Teile Europas als praktikable "Endlösung" anzubieten. Im KZ Auschwitz wurden bereits Tötungseinrichtungen montiert. In dieser Phase stimmte Hitler der Kennzeichnungspflicht der Juden zu: Seit September 1941 mussten alle deutschen und im Protektorat lebenden Juden, die über sechs Jahre alt waren, einen gelben Stern tragen.