ARD-Hörspieldatenbank


Originalhörspiel



Felicia Zeller

Die Welt von hinten wie von vorne


Komposition: Peter Harrsch


Regie: Leonhard Koppelmann

Sie machen Kampagnen, die Zukunft gestalten. Kampagnen für Produkte, Parteien und Initiativen. Kampagnen gegen Aids und für Atomkraft. Kampagnen aus Leidenschaft und für Geld. Herzkampagnen und brain campaigns. Sie sind Deutschlands größte PR-Agentur, die kreativsten Köpfe des Landes, ein Power-Team mit dem Mut zum Wahnsinn. Jetzt planen sie eine Kampagne, die alles Vor- und Herstellbare übersteigt. Eine Gänsehaut- Kampagne. Eine Graswurzel-Kampagne, die jeden angeht. Alle Kräfte müssen gebündelt werden, der volle Einsatz aller ist erforderlich. Das funktioniert am besten in einer Kreativatmosphäre mit innovativer Farbzonenaufteilung im Büro: Meetings- und Entscheidungsbereich lila, Chill-Zone orange, Kuschelecken grün. Eine inspirierende Arbeitsatmosphäre, in der nicht gearbeitet, sondern Zukunft gestaltet wird. Ohnehin kommen die besten Ideen in informellen Gesprächen zustande, die alle laufend von sogenannten memory-boxen mitgeschnitten werden. Nur einmal, als die Direktorin für Kreation und Strategie Sandra ein Gespräch mit ihrem Mitarbeiter Dirk führt, wird die memory-box ausgeschaltet. Dirk hatte selbst gesagt, es grenzt an ein Verbrechen, „Nein“ zur Arbeit an der Kampagne zu sagen, und Sandra findet, man sollte nicht zögern, verkrustete Strukturen aufzubrechen. Sich von verkrusteten Mitarbeitern zu trennen. Dirk kann ja auch einfach die Seiten wechseln und auch Klaus, der Geschäftsführer betont: Man muss Widersprüche aushalten können. In Felicia Zellers Hörspiel Die Welt von hinten wie von vorne wird kein einziger Satz ausformuliert, die Sätze werden zu Phrasen, die einfach abbrechen, kollabieren zwischen Aufbruch und Zerfall, wie auch die Protagonisten in ihrem Eifer. Es ist das Misslingen von Kommunikation, das Felicia Zeller hier auf die Spitze treibt und ausstellt, der glatte und totalitäre Sound einer Gesellschaft, die sich nur noch in Claims mitteilen kann, einer Gesellschaft, die nur noch so viel wert ist, wie die Kampagnen ihrer Vermarktung erfolgreich sind.

Felicia Zeller, geb. 1970 in Stuttgart, arbeitet als Dramatikerin und Regisseurin und lebt in Berlin. Sie verfasst Theatertexte, Prosa, Filme und Hörspiele und wurde dafür bereits öfteren mit  Auszeichnungen geehrt, u.a. Publikumspreis bei den 33. Mülheimer Theatertagen 2008, Clemens- Brentano-Preis 2009, Hermann-Sudermann- Preis für Dramatiker 2013. Bekannte Hörspiele der Autorin sind u.a. Bier für Frauen (WDR 2002), Kaspar Häuser Meer (NDR 2009/Autorenproduktion 2009), Gespräche mit Astronauten (NDR 2010).

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Andreas Grothgar
Tanja Schleiff
Ekkehard Freye
Sascha Nathan
Merle Wasmut


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2014

Erstsendung: 05.12.2014 | 21:05 Uhr | 53'14


REZENSIONEN

  • Jochen Meißner: Zwiedenken in Aktion. In: Funkkorrespondenz, Nr. 50 vom 12.12.2014, S. 29.

 

 

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