ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
25 Jahre Friedliche Revolution
Das "Deutschlandgerät"
Regie: Stefan Kanis
In der DDR wusste jeder, wer Claasen war, auch wenn er das eine Buch, das von ihm hatte erscheinen können, nicht kannte. Aber der Mann war ein aufrührerischer Geist und hatte dafür im Gefängnis gesessen! Nach seiner Abschiebung in den Westen kommen die Interviews, die Preise und Stipendien. Seit dem Mauerfall aber und erst recht seit den NATO-Luftangriffen im Kosovo-Krieg erregt sein sonst so bewunderter Nonkonformismus Befremden. Würde sich der notorische Außenseiter in dem Film, in dem er Reinhard Muchas Düsseldorfer Re-Installation „Das 'Deutschlandgerät'“ vorstellen wollte, erklären können? Doch bevor es zu den Aufnahmen kommt, stirbt der herzkranke Claasen. Um ihren Film nicht aufgeben zu müssen, will die Autorin Claasens jüngeren Schriftstellerkollegen Edgar Schmidt für dessen Part gewinnen - Claasen selbst hatte ihn ins Gespräch gebracht: als einen der wenigen, denen er sich verbunden fühlt. Schmidt zuckt trotzdem zurück. Zu viel Unausgesprochenes verbindet ihn mit dem jahrzehntelangen widerspenstigen Vorbild. Oder hat er einfach Angst vor dessen politischer wie künstlerischer Haltung? Doch der Tote selbst gibt keine Ruhe und ergreift zunehmend von ihm Besitz.
Ingo Schulze, geboren 1962 in Dresden, ist seit seinem Debüt mit dem Erzählungsband „33 Augenblicke des Glücks“ einer der profiliertesten Schriftsteller seiner Generation. Er veröffentlichte neben den Romanen „Simple Stories“, „Neue Leben“ und „Adam und Evelyn“ sowie den Erzählungsbänden „Handy. Dreizehn Geschichten in alter Manier“ und „Orangen und Engel“ auch Essays und Publizistik. „Das ‚Deutschlandgerät‘“ ist sein erstes Hörspiel.