ARD-Hörspieldatenbank
Ars acustica
Hugo Wolf und drei Grazien, letzter Akt
Komposition: Gerhard Rühm
Redaktion: Markus Heuger
Dramaturgie: Markus Heuger
Technische Realisierung: Rike Wieblitz, Sebastian Nohl
Regieassistenz: Roman Podeszwa
Regie: Gerhard Rühm
Hugo Wolf verbrachte seine letzten Jahre in der Niederösterreichischen Landesirrenanstalt. Das tragische Finale eines Komponistenlebens, in dessen Verlauf es drei intensive Liebesbeziehungen gab mit Vally Franck, mit Melanie Köchert-Lang und mit der Sängerin Frida Zerny. Diese biografische Konstellation wäre andernorts die Basis für ein Melodram oder realistisch-psychologisierendes Hörspiel. Nicht so beim Pionier des intermedialen Spiels mit Texten. Gerhard Rühm überträgt sein lang gehegtes Vorhaben eines Sprechstücks für fünf Stimmen, von denen jede nur Wörter mit einem der Vokale U, O, A, E oder I spricht, auf die Situation des späten Wolf. "Wolfs Gedanken kreisen im "Letzten Akt" obsessiv um dieselben Begriffe, um drei emotional zentrale Bezugspersonen seines Lebens (die drei "Grazien"), ein psychopathologisches Verhalten, das unter die von Schizophrenen bekannten Sprachphänomene fällt: Verbigeration, das stereotype Repetieren aus dem Zusammenhang gerissener Wörter und Satzfragmente und ihre Begriffsverwischung, sowie Agglutination, die zeitliche Isolierung einzelner Wörter, der Zerfall des Redeflusses bis hin zum totalen Sprachverlust." (Gerhard Rühm)
Gerhard Rühm, geboren 1930, ist Exponent der internationalen konkreten Poesie, der Lautdichtung und einer der produktivsten Realisatoren des Neuen Hörspiels. Er wirkt als Komponist und bildender Künstler. Er ist Mitbegründer der legendären avantgardistischen "Wiener Gruppe" und erhielt zahlreiche internationale Preise.