ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Mit anderen Augen
Vorlage: Mit anderen Augen (Autobiographie)
Bearbeitung (Wort): Stefanie Wördemann
Regie: Torsten Ottersberg
›Blind sein trennt von den Dingen. Taub sein von den
Menschen.‹ … und von der Radiokunst!
(Helmut Oehring)
2011 erschien die Autobiografie »Mit anderen Augen« des Komponisten Helmut Oehring. Als Kind gehörloser Eltern aufgewachsen, absolvierte er nach zehn Schulklassen eine Ausbildung zum Baufacharbeiter und
arbeitete als Friedhofsgärtner, Forstarbeiter, Altenpfleger
und Heizer, bevor er Profimusiker und Komponist wurde. Seine Geschichte und seine Geschichten umkreisen Gehörlose und Hörende in der ehemaligen DDR sowie seine eigene Person: als Gitarrist und Autodidakt,
der nie eine Uni von innen gesehen hat, als Meisterschüler
und Akademie-Mitglied, als DDR-Wehrdienstverweigerer
und dann politischer Künstler und einer der interessantesten Komponisten heutiger Musik. Das Hörstück rekonstruiert diese Bildungsgeschichte
nicht als »Bio-Pic«. Vielmehr nutzt es ausgewählte
Texte der Autobiografie, die assoziativ Stationen seines
Lebens und Schaffens sowie soziale, kulturelle und
politische Prozesse anspielen, um sie in einen musikalischen
Ausdruck zu überführen. Dabei beschwört Oehring vor allem die Stationen, in denen die Rebellion wider das Establishment, die Fremdheit in der Gesellschaft und der absolute Wille, Eigenes hinzuzusetzen,
im Zentrum stehen. Oehrings Radioarbeit bewegt sich
entlang der Bruchstellen zwischen Jam-Session, Konzeption/
Improvisation, Trash, ausgefeilter Collage und Komposition.
Helmut Oehring, geboren 1961 in Ost-Berlin, lebt in der Märkischen Schweiz. Er zählt zu den maßgeblichen zeitgenössischen Komponisten seiner Generation. Er ist Jurymitglied des Karl-Sczuka-Preises. »Mit anderen Augen« ist sein erstes Hörspiel.