ARD-Hörspieldatenbank


Originalhörspiel



Michaela Melián

Music from a frontier town


Komposition: Michaela Melián

Redaktion: Katarina Agathos

Technische Realisierung: Marcus Huber, Fabian Zweck


Realisation: Michaela Melián

Ausgangspunkt für Music from a Frontier Town ist die 1.430 Schallplatten umfassende Sammlung des Amerikahauses München, die im Archiv des Kulturinstituts am Karolinenplatz liegt. Beim Sichten dieser Sammlung fand sich die ungespielte Aufnahme von Don Gillis’ Tondichtung Portrait of a Frontier Town, deren zweiter Satz Where the West Begins heißt. Gillis, Komponist und Radioproduzent, verwendete für seine Programmmusik die Stile und Genres der 40er Jahre, um die zeitgenössische amerikanische Kultur zu interpretieren. Anknüpfend an Gillis’ musikalisches Narrativ, das den Westen, in seinem Fall Texas, beschreibt, soll unter der Appropriation klanglicher Elemente aus dieser vielfältigen Tonträgersammlung der Reeducation Ära eine aktualisierte Klangcollage erstellt werden. Welches zeitgenössische Bild lässt sich mit diesem historischen, zur kulturellen Erziehungsmaßnahme bestimmten Klangmaterial heute herstellen? Ursprünglich war diese Schallplattensammlung Teil des Reeducation Programms der USA. Nachdem am 30. April 1945 die US-Armee München befreit hatte, wurde in München die weltweit erste amerikanische Bibliothek mit der Zielsetzung der Reeducation eröffnet. Schon bald umfasste das Angebot eine Bibliothek mit 36.000 Bänden, Zeitschriftensaal und Kinderbücherei, eine Schallplatten- und Filmabteilung, Vortrags- und Unterrichtsräume sowie einen Konzertsaal und Ausstellungsflächen. Etwa 80.000 Menschen nutzten monatlich die Angebote des Amerikahauses. Diese Aktivitäten wurden von der USIA, der United States Information Agency, einer Behörde gegründet als Instrument des Kalten Krieges, finanziert. Die zentrale Aufgabe der Amerikahäuser in Westdeutschland war neben der Repräsentation der USA, die Demokratisierung und Umerziehung der Nachkriegsbevölkerung durch Entnazifizierung und Erziehung. Auch den Massenmedien wurde eine wichtige Rolle bei der Reeducation zugeteilt. So zeigt das heutige Pressewesen, insbesondere der öffentlich-rechtliche Rundfunk, bis heute Strukturen, die ihnen damals gegeben wurden. Mit dem Beginn des Kalten Krieges können allerdings viele der reeducativen Maßnahmen auch als Propagandainstrumente in der programmatischen Überblendung von Demokratie und Wirtschaftspolitik zur Festigung der transatlantischen Beziehungen gegen den Kommunistischen Block interpretiert werden. Neben Music from a Frontier Town als Hörspiel wird es auch eine Umsetzung als 24 Stunden dauernde performative Installation geben. Im Rahmen des Kunstprojektes „Public Art Munich“ der Stadt München ist die Installation Music from a Frontier Town am 4. und 5. Mai 2018 in der Garage des Amerikahauses am Karolinenplatz zu sehen. 

Michaela Melián, geb. 1956, lebt in München und Hamburg. Künstlerin und Musikerin. 1980 Mitbegründerin der Band „F.S.K.“. Hörspiele u.a. Föhrenwald (BR / kunstraum muenchen 2005, Hörspielpreis der Kriegsblinden, Deutscher Hörspielpreis der ARD, ARD Online Award), Speicher (BR 2008, Hörspiel des Jahres), IN A MIST (BR 2014), Electric Ladyland (BR 2016). 

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Mitwirkende

Sonstige MitwirkendeFunktion
Kirsten BöttcherAssistenz
Juno Meinecke


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2018

Erstsendung: 29.06.2018 | Bayern 2 | 52'41

 

 

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