ARD-Hörspieldatenbank


Hörspielbearbeitung



Virginie Despentes

Apokalypse Baby (2. Teil: Barcelona)


Vorlage: Apokalypse Baby (Roman, französisch)

Übersetzung: Dorit Gesa Engelhardt, Barbara Heber-Schärer

Komposition: Martin Heindel

Redaktion: Katarina Agathos

Technische Realisierung: Gerhard Wicho, Fabian Zweck

Regieassistenz: Stefanie Ramb


Regie: Martin Heindel

Paris. Valentine Galtan ist verschwunden. Vor den Augen von Lucie Toledo, die das 15-jährige Mädchen aus reichem Haus observieren sollte - und die sie jetzt wiederfinden soll, im Auftrag der überaus aufgeregten Großmutter. Weil Lucie keine Erfahrung mit Vermisstenfällen hat, bittet sie die "Hyäne" um Hilfe, eine schier mythische Figur der Ermittlerszene, der beim Aufspüren von Informationen und Menschen beinahe übersinnliche Fähigkeiten zugeschrieben werden. Die Hyäne scheint die erhoffte Hilfe zu sein, ihre großspurigen Belehrungen und kaum kontrollierten Gewaltausbrüche aber schockieren die kleinlaute und unsichere Lucie. Dennoch nehmen sie gemeinsam Valentines Fährte auf. Beim heimlichen Durchsuchen der Festplatten im Hause Galtan kommt heraus, dass die Familie Informationen zurückhält. Valentine hat ihre Stiefmutter wiederholt geohrfeigt und geschlagen. Gemeinsam mit der Großmutter plante sie, Valentine in eine private psychiatrische Einrichtung abzuschieben. "Apokalypse Baby ist Roadmovie, Gesellschaftsstudie und Coming-out in einem. Ein vielstimmiger Roman, der in wechselnden personalen Erzählsituationen in die Welt seiner Figuren eintaucht und dessen krasse Kontraste, bei aller Düsterkeit, auch humoristische Funken schlagen. Ein Roman mit einer hellsichtigen Ermittlerin und einem leeren Zentrum, in dem eine schwarze Madonna glüht, die wie ein schwarzes Loch alles verschlingt, was ihr zu nahekommt. Die größte Herausforderung bei der Adaption bestand für mich im Abbilden dieser personalen Erzählsituationen. Despentes erzählt da nämlich umfangreiche, off-text-lastige Kapitel aus den Perspektiven der Figuren. Das macht sie zwar in der dritten Person, aber es werden Dinge verhandelt, die die Ich-Erzählerin Lucie nicht wissen kann, und die ein auktorialer, also allwissender Erzähler so nie sagen würde. Die Frage war also für das Hörspiel: wer spricht da?" (Martin Heindel) "Mit Virginie Despentes zeichnen wir eine außergewöhnlich radikale Frau für ihr Gesamtwerk aus: für ihr literarisches, filmisches und feministisches Schaffen." (Jurybegründung der Verleihung des WELT-Literaturpreises, 2018)

Virginie Despentes, geboren 1969 in Nancy, französische Schriftstellerin, Regisseurin. Arbeit in Massage-Salons und Peep-Shows. 1994 Veröffentlichung des Debütromans Baise-moi (dt. Wölfe fangen), 2000 Verfilmung unter ihrer Regie mit dem deutschen Titel Baise-moi (Fick mich!). 2007 Veröffentlichung der Streitschrift King Kong Theorie über Machtmechanismen hinter sexueller Gewalt. Weitere ins Deutsche übersetzte Romane Die Unberührte (1999), Pauline und Claudine (2001), Teen Spirit (2003), Bye bye Blondie (2006). Auszeichnungen ihrer Romane Apokalypse Baby (Prix Renaudot, 2010) und Vernon Subutex 1 (Prix Anaïs Nin 2015). Seit 2016 als Nachfolgerin von Régis Debray Jurymitglied des französischen Literaturpreises Prix Goncourt.

Martin Heindel, geboren 1976, Studium der Dramaturgie, Autor, Dramaturg und Regisseur für Radio, Theater und Film. Hörspiele u.a. Tote Mädchen (NDR 2014), Small Wonders (hr 2016), Der Wald (WDR 2017), Neunuernberg (WDR 2018)

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Rosalie ThomassLucie
Viola von der BurgHyäne
Pola O'MaraValentine

Ensemble: Ensemble


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2019

Erstsendung: 27.02.2019 | Bayern 2 | 20:05 Uhr | 48'11


REZENSIONEN

  • Andreas Matzdorf: Das Aufbrechen von Konventionen. In: Medienkorrespondenz. Nr. 7. 29.03.2019. S. 46f.
  • Stefan Fischer: Echte Kerlinnen. In: Süddeutsche Zeitung vom 20.02.2019. S. 31.

Darstellung: