ARD-Hörspieldatenbank

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Originalhörspiel



Esther Kinsky

Stein, Stiel, Schlehe


Komposition: Felix Stachelhaus


Regie: Jens Bluhm

Esther Kinsky über ihr erstes Originalhörspiel: "Stein, Stiel, Schlehe ist entstanden aus der ungarischen Wortfolge kó növény kökény - "Stein - Pflanze - Schlehe". Die Schlehen spielen zwar am Schluss eine Rolle, doch ging es bei dieser Sequenz mehr um den Klang, um diese - für den des Ungarischen nicht mächtigen - scheinbare Entwicklung zum Zusammenwachsen der beiden ersten Wörter zu einem dritten: so als sei kökény - das Wort für Schlehe - ein zusammengewachsenes kó und növény - Stein und Pflanze. Im ganzen Text geht es um Transformationen dieser Art, die aus der Spannung zwischen Widrigem erwachsen, die im Klang liegen kann, im Bild, in Fremdheit. Es geht um die versehrten Gelände des Herzens im Schatten von Verlust und Trauer, auf denen aus der Versehrung mittels der Erinnerung eine andere, neue Sprache erwächst, um das Entgleiten der Welt aus dem Wir ins Ich, das sich noch hilflos um zweierlei Blick bemüht, um die unstete Lesbarkeit der Welt, die sich dem halbverwaisten Blick bietet oder entzieht. Dabei geht es nicht um Natur, sondern um den Vorgang des Benennens, die Umsetzung von Sichtbarem in Hörbares, das Finden von Sprache als Lautung, in der sich neue Orientierung findet."

"Tagsüber geht Wind, fährt in die Bäume und Büsche, rüttelt herunter, was längst noch nicht reif ist, knickt die Stockrosen um, die scheu auf den behaarten Stengeln erblüht sind, auf den lappigen Blättern paaren sich Feuerkäfer ohne Ruhe und Rast, der Wind knickt die Stengel, die Feuerkäfer haben es eilig, der Wind füllt die Taschen, die Wagen, die Häuser, alles schwebt im steten Rauschen, unterm Schweben der windgefüllten Häuser, der Ratlosen mit ihren windgefüllten Hosen-, Jacken-, Hemdentaschen und windgeblähten Kitteln, dem Pfeifen der trudelnden Wagen zieht der Sommer des Wegs, nur die Sonnenblumen stehn hoch und starr gegen den Wind." (Aus: Stein, Stiel, Schlehe)

Esther Kinsky, geboren 1956 in Engelskirchen, literarische Übersetzerin und Schriftstellerin. Romane u.a. Sommerfrische (2009), Am Fluss (2014), Hain: Geländeroman (2018). Lyrik u.a. Die ungerührte Schrift des Jahrs (2010), Aufbruch nach Patagonien (2012), Am kalten Hang: viagg' invernal (2016). Zahlreiche Auszeichnungen u.a. Paul-Celan- Preis 2009, Franz-Hessel-Preis 2014, Adelbert-von-Chamisso-Preis 2016, Preis der Leipziger Buchmesse 2018.

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
N. N.


Ben Reynolds (Rolle: Mann 1) bei den Aufnahmen zum Hörspiel. | © BR/Ulrike Kreutzer

Ben Reynolds (Rolle: Mann 1) bei den Aufnahmen zum Hörspiel. | © BR/Ulrike Kreutzer

Ben Reynolds (Rolle: Mann 1) bei den Aufnahmen zum Hörspiel. | © BR/Ulrike Kreutzer
Eszter Tompa (Rolle: Frau 1) bei den Aufnahmen zum Hörspiel.  | © BR/Ulrike Kreutzer
Jochen Striebeck (Rolle: Mann 2) bei den Aufnahmen zum Hörspiel. | © BR/Ulrike Kreutzer
Regisseur Jens Bluhm und Julia Riedler (Rolle: Frau 2) bei den Aufnahmen zum Hörspiel »Stein, Stiel, Schlehe« im Studio 10. | © BR/Ulrike Kreutzer

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Regisseur Jens Bluhm und Julia Riedler (Rolle: Frau 2) bei den Aufnahmen zum Hörspiel »Stein, Stiel, Schlehe« im Studio 10.
© BR/Ulrike KreutzerRegisseur Jens Bluhm und Julia Riedler (Rolle: Frau 2) bei den Aufnahmen zum Hörspiel »Stein, Stiel, Schlehe« im Studio 10.
© BR/Ulrike Kreutzer



PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2019

Erstsendung: 05.05.2019 | Bayern 2 | 15:05 Uhr | 52'00


REZENSIONEN

  • Christian Deutschmann: Natur zum Klingen gebracht. In: epd medien. Nr. 20. 17.05.2019. S. 33.

 

 

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