ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Verschwundene Tage
Komposition: Hans-Eckardt Wenzel
Redaktion: Manfred Hess
Dramaturgie: Manfred Hess
Technische Realisierung: Christian Eickhoff, Tanja Hiesch, Till Alldiner
Regie: Laura Laabs
Nach beinahe 25 Jahren künstlerischen Verstummens hat Kristina Handke 2021 wieder ein Originalhörspiel geschrieben. „Verschwundene Tage“ handelt von der einstigen Liebesgeschichte zwischen einem Mann und einer Frau zu DDR-Zeiten. Sie tasten sich voran, einander korrigierend; sie beschwören diese entschwundenen, vermeintlich glücklichen Tage, die aber die Frau, und dessen ist sie sich gewiss, nicht zurückwünscht. „Um Gottes Willen nein!“ War es eine amour fou in den 1980er Jahren der DDR. Er war Maler, hatte Frau und Kind in Ungarn, sie Studentin. Diese Liebe endete mit einer Abtreibung. Eine klassische, durchaus nicht besondere Geschichte damals könnte man meinen, zumal in der DDR eine Abtreibung als Familienplanungsmodell unkompliziert und legal war. Handke beschwört hingegen diese Liebe wie die Vernichtung ihrer Frucht in mal impressionistisch hingehuschten, mal mythisch-ritualisierten Bildern, als eigentlich verbotenen, schuldhaften und immer wieder in Blut sich auflösenden unbarmherzigen Akt einer Opferung. Eins steht fest: Jehova lies Abraham nicht töten seinen Sohn Isaak. Aber welchem Gott wurde hier geopfert?
Kristina Handke, geboren 1946 im Meißen, lebt – nach der Promotion über Heiner Müller – zurückgezogen in dem mecklenburgischen Dorf Neu-Bernitt in der Nähe der Grenze zu Polen. Sie arbeitete als Lehrerin und schreibt seit 1985 Hörspiele. Das waren vorwiegend Kinderhörspiele für den Rundfunk der DDR, aber auch düster-poetische Geschichten für Erwachsene wie „Lili Marlen“ (MDR 1992) oder „Requiem“ (HR 1995).