ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Kein Ort. Nirgends
Vorlage: Kein Ort. Nirgends (Roman)
Bearbeitung (Wort): Gerhard Wolf
Technische Realisierung: Hans Mühlbauer, Renate Schlichthörlein
Regie: Ernst Wendt
Eine Legende ist es, wahrscheinlicher eine Fiktion, daß sich 1804 bei einer Teegesellschaft des Kaufmanns Mertens zu Winkel am Rhein Heinrich von Kleist und Karoline von Günderrode begegnet seien. Christa Wolf hat sie hier zusammengeführt, umgibt sie mit Gegenspielern und Parteinehmern, dem Dr. Wedekind zum Beispiel, den Brentanos und vor allem Savigny. Aus den gesellschaftlichen Gesprächen über Literatur entwickelt sich ein unausgesprochenes Zwiegespräch zwischen Kleist und Günderrode, zweier verwandter Seelen in der Unbedingheit ihrer Gefühle, ihrer Todesnähe, ihrer Unfähigkeit, sich der allgemeinen Oberflächlichkeit anzupassen. "Was immer zur Sprache kommt, zwei Themen grundieren die Dialoge (und inneren Monologe): Geist und Macht beziehungsweise Denken und Handeln sowie das (zur Kunstausübung bestimmte) Individuum und die Gesellschaft respektive Weltlauf und Lebenslauf. Wir sehen: eine Versuchsanordnung, eigentlich eine Aufführung mit verteilten Rollen, die, gerade weil historisiert (ohne die Probleme zu historisieren), um so reiner und schlackenloser Antworten ans Licht fördert, auf Fragen, die si ch uns täglich stellen ..." (Günter Kunert).
Christa Wolf, geboren 1929 in Lansberg/Warthe, studierte Germanistik in Jena und Leipzig, arbeitete als Redakteurin, Lektorin und Kritikerin. Sie veröffentlichte u. a.: "Der geteilte Himmel" (1963). "Nachdenken über Christa T." (1968) und "Kindheitsmuster" (1977). 1989 erhielt sie den Büchnerpreis. Sie starb 2011 in Berlin.