ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Das Appartementhaus
Komposition: Enno Dugend
Regie: Friedhelm Ortmann
Die Stimmen gruppieren sich in neutrale, episch berichtende auf der einen Seite und typische, in typischen Situationen, auf der anderen. Es sind die Stimmen eines großen Appartementhauses, in dem zweihundertsiebzig Mieter je fünfundzwanzig Quadratmeter Lebensraum bewohnen. Aus dem nüchternen Bericht eines Sprechers über den Tagesablauf und die Lebensgewohnheiten in dieser Wohnmaschine, einer kommentierenden, kindlichen Stimme und einer großen Zahl von Einzelstimmen entsteht eine Collage von Meinungen und Bewusstseinsinhalten in statistischer Repräsentanz. Sowohl die Mieter kommen zu Wort wie auch diejenigen, die das Leben einiger dieser einzelnen in ihren Zellen zumindest nachts teilen, und diejenigen, die die Bewohner mit Milch, Post, Zeitungen versorgen. Hinter all den scheinbar so divergenten Aussagen wird die Erkenntnis deutlich, dass dieses Haus Gleichheit nur als Uniformität, Freiheit nur als Beziehungslosigkeit und Brüderlichkeit nur als Solidarität von Isolierten ermöglicht. Ebenso konsequent ist die Folge, dass Anonymität zu Pauschalurteilen verführt. Und pauschal ist auch die Rücksicht, die solch organisiertes Wohnen gebietet und sich dadurch als Rücksichtslosigkeit entlarvt.