ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Atemschaukel
Vorlage: Atemschaukel (Roman)
Bearbeitung (Wort): Kai Grehn
Redaktion: Henning Rademacher
Technische Realisierung: Rudolf Grosser, Peter Kainz, Angelika Körber
Regieassistenz: Mareike Maage
Regie: Kai Grehn
Rumänien 1945: Der Zweite Weltkrieg ist zu Ende. Die deutsche Bevölkerung lebt in Angst. "Es war 3 Uhr in der Nacht zum 15. Januar 1945, als die Patrouille mich holte. Die Kälte zog an, es waren - 15° C." So beginnt der Bericht des 17-jährigen Leopold über seine Deportation in ein Lager nach Russland. Anhand seines Lebens erzählt Herta Müller vom Schicksal der deutschen Bevölkerung in Siebenbürgen. Im Januar 1945 wurden auf Anweisung Stalins alle arbeitsfähigen Männer und Frauen deutscher Herkunft zwischen 17 und 45 Jahren, die in Rumänien lebten, in russische Arbeitslager deportiert. Viele kamen dabei ums Leben. Was Leopold während seiner fünfjährigen Haft erlebt, erinnert an Berichte aus deutschen Konzentrationslagern oder an die Beschreibungen Alexander Solschenizyns in "Der Archipel Gulag". Leopold erzählt vom Hunger, der Kälte, dem Grauen sowie von seinen Überlebenstechniken vor allem durch die Sprache und die Kraft der Imagination. Den Stoff für ihren jüngsten Roman (2009) hatte die Autorin zusammen mit dem rumäniendeutschen Lyriker und Büchner-Preisträger Oskar Pastior konzipiert, der 2006 verstarb.
Herta Müller, 1953 im rumänischen Nitzkydorf geboren, lebt seit 1987 als Schriftstellerin in Berlin. 1984 erschien in der Bundesrepublik in unzensierter Form ihr erstes Buch "Niederungen". In den Jahren 1989 bis 2001 hatte sie Gastprofessuren in England, Amerika, der Schweiz und Deutschland inne. 2009 erhielt Herta Müller mit dem Nobelpreis für Literatur die weltweit ranghöchste literarische Auszeichnung.