ARD-Hörspieldatenbank

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Collage



Martin Otter

An des Daseins Grenzen

Max Haushofer – Dichter und Universalgelehrter


Redaktion: Katarina Agathos

Technische Realisierung: Borris Manych


Regie: Martin Otter

"Fast am interessantesten von allem ist - sollte man's glauben! - die Nationalökonomie, die der berühmte Professor Haushofer liest. Er faßt sie als moderne und moralische Wissenschaft auf, seine Vorträge haben oft sehr philosophisch-tiefe Momente." Schrieb der junge Thomas Mann, der 1894/95 an der Technischen Universität in München bei Haushofer studierte. Max Haushofer wurde als Sohn des gleichnamigen Malers 1840 in München geboren, verbrachte seine Kindheit am Chiemsee und in Prag, wohin sein Vater als Professor an der Kunstakademie berufen wurde. Er ist Verfasser zahlreicher literarischer Werke und war zeitlebens ein angesehener Wissenschaftler. Jahrzehntelang war er Mitglied verschiedener literarischer Vereinigungen in München wie "Die Zwanglosen", die bis heute existieren oder "Das Krokodil". Der frühe Tod seiner Frau Adele, die ihn als jungen Witwer mit drei Kindern zurückließ, hat die Auseinandersetzung mit dem Unsterblichkeitsgedanken geprägt, von der sein literarisches Schaffen durchdrungen ist. "Ich ging oft, sehr oft nach dem Friedhof hinaus an ihr Grab. Ich versuchte, Fäden aufzufinden, unsichtbare Fäden, durch die ich mich mit ihr in Verbindung setzen könnte." Von der Kirche wandte er sich auf der Suche nach Antworten auf die letzten Dinge enttäuscht ab. Spiritistische Umtriebe, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts in München florierten, beobachtete er allerdings mit Skepsis und kommentierte sie nicht selten mit beißendem Humor. Auch wenn er sich zeitweise im Umfeld von Albert Schrenk-Notzing bewegte, deren parapsychologische Sitzungen zwanzig Jahre später auch Thomas Mann besuchte, fand er bei allem Blick für das Jenseitige seine geistige Heimat in einem aufgeklärten und auf die Zukunft gerichteten Humanismus. In der Wissenschaft war Haushofer ungleich erfolgreicher als in der Literatur. Von der Literaturgeschichte vergessen ist auch der Science-Fiction-Roman "Planetenfeuer", der aus heutiger Sicht seine interessanteste und phantastischste Arbeit ist. Es war der erste einer von Haushofer geplanten Reihe von Staatsromanen, die jedoch nie realisiert worden ist. Haushofer starb 1907 in Gries bei Bozen. "An des Daseins Grenzen" ist eine Annäherung an Max Haushofer und dessen Werk in einer Collage aus persönlichen Gedanken, Briefen und bislang unentdeckten oder unbeachteten Dokumenten, die Martin Otter unter anderem im privaten Familienarchiv in der Nähe des Ammersees fand.

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Peter Fricke
Silvie Sperlich
Martin Otter


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2010

Erstsendung: 05.12.2010 | 15:00 Uhr | 54'37

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