ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Die dunkle Seite der Liebe (4. Teil: Das Buch der Liebe)
Vorlage: Die dunkle Seite der Liebe (Roman)
Bearbeitung (Wort): Astrid Litfaß
Komposition: Henrik Albrecht
Redaktion: Ursula Schregel
Dramaturgie: Angela di Ciriaco-Sussdorff
Technische Realisierung: Gertrudt Melcher, Achim Fell, Peter Hamacher
Regieassistenz: Sven Töniges
Regie: Claudia Johanna Leist
Damaskus, 1953. Als Farid die hübsche Rana zum ersten Mal im Hause seines muslimischen Freundes sieht und sich in sie verliebt, ist seine erste Frage an sie: "Aus welchem Stadtviertel kommst du?" Denn im Damaskus der 50er Jahre hängt die Liebe stärker von den Angaben im Ausweis als von den Gefühlen ab, und Farid hofft, dass ihm das Stadtviertel Hinweise über Ranas Religionszugehörigkeit geben kann. Als sie herausfinden, dass sie beide zur christlichen Minderheit Syriens gehören, lachen sie erleichtert auf. Aber da ahnen sie noch nicht, dass die Mauer, die zwischen ihnen steht, nicht die Religion, sondern der Hass zwischen ihren Familien sein wird. Ranas Sippe, die griechisch-orthodoxen Schahins, liegt seit Generationen in Blutfehde mit Farids Sippe, den katholischen Muschtaks. Auch wenn ihre Liebe unmöglich scheint, kämpfen die beiden über Jahre hinweg gegen die Unversöhnlichkeit der Familien, politische Verfolgung und Zwangsheiraten an. "Die dunkle Seite der Liebe" erzählt nicht nur eine arabische Romeo-und-Julia-Geschichte, die alle Grenzen und Hindernisse zu überwinden sucht, sondern führt uns in einem epischen Erzählbogen über 100 Jahre bewegter syrischer Geschichte einer vielfach gespaltenen Gesellschaft vor Augen. In diesem instabilen Syrien, das vom Tauziehen der Franzosen und Briten um die Vorherrschaft, den zahllosen Putschen, dem Kampf um Selbstbestimmtheit und Staatsgründung zerrissen ist, scheint vor allem eins Bestand zu haben: das Gesetz der Sippe, das nicht nur das Privatleben streng reglementiert, sondern auch bis ins Politische hinein seine Intrigen spannt. Die Geschichte von Rana und Farid zeigt, wie über drei Generationen hinweg der Hass zwischen den verfeindeten Familien Schahin und Muschtak dramatisch eskaliert, denn "so wie der Thymian in Damaskus schärfer schmeckt, ist auch die Feindschaft verbissener". Rafik Schami erzählt seine Geschichte von Liebe, Tod und Intrigen mit weitgespannter erzählerischer Intensität. Er lässt seine Zuhörer in den Damaszener Alltag eintauchen und all die schillernden Farben, die betörenden Gerüche und die Musikalität sinnlich erfahren. Wie durch die verwinkelten Gassen von Damaskus führt er durch die arabesken Windungen der vielen Erzählebenen und lässt die Liebesgeschichte, die Familiensaga, die Geschichte Syriens und schließlich all jene kleinen Geschichten über den Alltag in Damaskus in einem prächtigen Mosaik zusammenlaufen. Schließlich fügt sich auch das letzte fehlende Teil ins Ganze: Die Leiche des muslimischen Offiziers, die in dem Korb über der Buloskapelle gefunden wird, gibt ein Geheimnis der Vergangenheit des Christen Farid preis.
"Die dunkle Seite der Liebe" war über 30 Jahre lang das "Geheimprojekt" des Schriftstellers Rafik Schami. 1946 in Damaskus geboren, kam Schami 1971 nach Deutschland, als er mit seinen journalistischen Aktivitäten in Syrien aneckte. Nach seiner Promotion in Heidelberg widmete er sich seit Anfang der 80er Jahre ausschließlich der Literatur; seit dieser Zeit schreibt er in deutscher Sprache. Seine Bücher wie "Sieben Doppelgänger" (1999) "Eine Hand voll Sterne" (2000) und "Erzähler der Nacht" (2001) wurden in über 20 Sprachen übersetzt und mit vielen Preisen (u.a. dem Adelbert-von-Chamisso-Preis) ausgezeichnet.