ARD-Hörspieldatenbank

Hörspielbearbeitung



Ivan Cankar

Der Knecht Jerneij


Vorlage: Der Knecht Jerneij (Erzählung, slowenisch)

Übersetzung: N. N.

Bearbeitung (Wort): Willi Schäferdiek


Regie: Carl Nagel

Der alte Knecht Jerneij hat zusammen mit dem Bauern, seinem Herrn, den Hof bewirtschaftet und erhalten. Die Luft des Gutshofes, in der er mit dem alten Bauern wie mit einem der Erzväter aus der Schrift lebt, nährt seinen lauteren Glauben an die göttliche Gegründetheit der ihn umgebenden Zustände. Nun ist der Bauer tot. Als er zu Grabe getragen ist und der jungen Hoferbe dem alten Jerneij als Herr und Gebieter fordernd gegenübertritt, bekommt die bis dahin heile Welt einen Riß für Jerneij. Noch lächelt er darüber und will ihn mit den Worten der Schrift zudecken. Selbst dann, als sich darüber der Herr-im-Hause-Standpunkt des Erben versteift, so daß er dem Knecht die Türe weist, bleibt Jerneijs Glaube unerschüttert. Ja, aus solchem Glauben heraus findet er sogar Worte der Schrift, die ihm unabdingbare Rechte und Ansprüche zu verleihen scheinen. Er würde sie nie geltend gemacht haben, wenn der bisherige patriarchalische Zustand bestehen geblieben wäre. So aber besteht er auf ihnen, damit die Welt wieder heil wird und ihre Ordnung behält. Jetzt wird der Riß klaffender. Und damit beginn der große Leidensweg Jerneijs, der in einer Weltordnung zu Hause ist, die in der Wirklichkeit längst auseinandergefallen ist. Nun geht er von Amtsstelle zu Amtsstelle - immer von seiner Gläubigkeit bestimmt -, um sich sein ihm vermeintlich von der Schrift und damit von Gott selber gegebenes Recht bestätigen zu lassen. Obwohl er überall nur Achselzucken und Ablehnung findet, bleibt sein Glaube an dieses Recht unerschütterlich. Er trägt dafür gelassen Spott, Hohn und Demütigungen. Er tut es auch dann noch, als er schließlich keine weltliche Stelle mehr weiß, die ihm sein Recht anerkennen könnte. Erst da, als er auch beim Pfarrer, den er als den Anwalt des göttlichen Rechts befragt, Ablehnung erfährt, erst da zerbricht seine Gläubigkeit und macht einer finsteren, entschlossenen Verzweiflung Platz. Und aus dieser Verzweiflung heraus brennt er - wie ein jäh in den Wahnsinn Torkelnder - den Hof nieder.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Hans PaetschErzähler
Hans Karl FriedrichKnecht Jerneij
Wolfgang WahlSitar
Ilse StreuFrau des Sitar
Gardy BrombacherSchwägerin des Sitar
Dieter NaumannSchwager des Sitar
Inge Kanner-MaierMagd
Werner BruhnsStudent
Johannes HönigSchulze
Herbert SteinmetzSalander
R. Behr-LangeDejecev
Ernst RottluffAmtsdiener
Otto Osthoff1. Richter
Herbert SebaldHerr
Horst EiselJunger Mann
Kurt Strehlen2. Richter
Hannes KrügerBeamter
Erwin KlietschTransportleiter
Peter HolmSchulte II
Friedrich W. BauschulteBursche
Josef KandnerPfarrer


 

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Radio Bremen 1953

Erstsendung: 19.05.1954 | 73'20

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