ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Der Gesang der Wale
Eine Radio-Revue
Komposition: Peter Zwetkoff
Technische Realisierung: Udo Schuster, Regine Schneider
Regieassistenz: Arturo Möller
Regie: Roderich Feldes
Alexander Kron, Universitätsassistent, sitzt in seiner Wohnung am Telefon und wartet auf den Anruf seiner Frau, die übers Wochenende zu einer Mutter-Kind-Therapie in den Schwarzwald gefahren ist. In dieser Stunde denkt er nach über seine Situation: mit und ohne Promotion wird nach drei Jahren sein Vertrag auslaufen; seine Frau braucht ihn nicht als Ernährer der Familie, sie ist Lehrerin, sie benutzt ihn als intellektuelles Dekorationsstück, das sie gern ihren Kollegen vorführt; die kleinbürgerlichen Ziele und Hoffnungen seiner Mutter, die in einem Seniorenheim wohnt, stoßen ihn ab, und er will sie nicht erfüllen; seine Bekannten sind keine Freunde, sondern oberflächlich fröhliche Menschen; die tägliche Beschäftigung mit Literatur, mit Hebbel und Kuhlmann, mit ihren Weltsichten, hilft ihm nicht weiter, er sucht bislang vergeblich einen Weg, auf dem er gehen kann, ohne die unbehagliche Frage in sich aufsteigen zu fühlen: was hat das alles mit mir zu tun, was solls? Er weiß nur, daß es den Weg, den sein Großvater noch unbekümmert ging, als es selbstverständlich war, nahtlos nach Gymnasium und Studium ins Berufsleben überzugehen, nicht mehr gibt, zumindest nicht in seinem Fach. Als Beispiel für einen solchen Weg, auch mit seinen Abschweifungen und Fluchtversuchen wird die Geschichte von Jona und dem Wal erzählt. Als dann nach einer Stunde, nach all diesen Gedankenspielen, die seine Situation revueartig inszenieren, seine Frau aus dem Schwarzwald anruft, entschließt er sich, die Passivität aufzugeben und nach einem Weg, nach einem Wal zu suchen, das Warten aufzugeben.