ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel, Kriminalhörspiel
Ein Schmarotzer weniger
Komposition: Thomas Preißler
Technische Realisierung: Friedrich Wilhelm Häfner, Anne Effertz-Arnal
Regieassistenz: Michael Schlimgen
Regie: Albrecht Surkau
Am Ende eines anstrengenden Vormittags im Sozialamt fühlt sich der arbeitslose Drucker Modrawa von der Sachbearbeiterin Annette schikaniert und würgt sie. Amtsleiter Ballmann schlägt ihn nieder - Modrawa ist tot. Ballmann, sozial und kommunalpolitisch engagiert, fürchtet um seine Karriere und bringt Annette dazu, gemeinsam die Leiche im Schrank zu verstecken: "ein Schmarotzer weniger". Bei der Polizei meldet eine Frau ihre 19jährige Tochter Marie-Louise vermißt, ein Pärchen zeigt einen unbekannten Voyeur an und der Kommissar ist gleich überzeugt, es handle sich um Piepsi mit der hohen Stimme. Nachts vergraben Ballmann und Annette die Leiche im Schotter eines neuen Gleiskörpers. Gefunden wird von Arbeitern im Wald die Leiche von Marie-Louise und der Verdacht fällt auf Piepsi. Aber der streitet die Tat verständlicherweise ab. "Die bundesdeutschen Sozialämter werden zu immer turbulenteren Konfliktfeldern unserer Zwei-Drittel-Gesellschaft", schreibt der Autor Horst Bosetzky (-ky). "Wie ich aus mehreren eigenen Untersuchungen weiß, nehmen die Aggressionen auf seiten der SozAmtsMitarbeiter wie der Klienten ständig zu. Erstere klagen vor allem über ihre unzumutbare Belastung, die unzulänglichen Räumlicbkeiten, den Zwang, auch vielen von ihnen gehaßten, weil immer unverschämter werdenden und "schmarotzenden" Antragstellern helfen zu müssen, das geringe Image ihres Bereichs ("Front", "Müllkippe der Nation") und die gegen Null gehenden Aufstiegschancen. Die Sozialhilfeempfänger beschweren sich über die Arroganz der Bürokraten, das Desinteresse an ihrem persönlichen Schicksal, die Knauserigkeit der Beamten und die überlangen Wartezeiten. Bei dieser Konfliktlage kommt es immer wieder vor, daß Klienten ausrasten. Die Sachbearbeiter haben sich auf diesen Zustand eingerichtet, zum Teil Alarmknöpfe unter ihren Schreibtischen angebracht und sich mit Polizeiknüppeln und Tränengassprühdosen bewaffnet."