ARD-Hörspieldatenbank

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Hörspiel



Michael Gaida

Unbemanntes Glück


- Familienbeton - Mr. Crashwell


Technische Realisierung: Günter Beckmann, Rudolf Müller, Anja Hilbig

Regieassistenz: Waltraud Heise


Regie: Hans Rosenhauer

... - vergessen, um sich zu erinnern, daß man vergessen hat, um erneut zu vergessen. In diesem anthropologischen Muster verbirgt sich auch die Thematik der beiden Stücke. Ende des 20. Jahrhunderts beginnt es in bezug auf die Sprache eine neue Qualität anzunehmen. Sein Motiv ist nicht länger sprachliche Regeneration, sondern es zielt auf einen Verlust sprachlicher Geltung allgemein, den wir als Rückzug des Sprachvermögens unter den Vorzeichen kommunikativer Standardisierung derzeit erleben. Dieser ökonomische Prozeß ist einzig dem Zweckrationalen verpflichtet. Zeit steht uns nicht länger zur freien Verfügung, sondern wird nach dem Prinzip von Effizienz zugeteilt und ausgewertet. Rasche Verfügbarkeit sprachlichen 'Materials' unter strikter Meidung (unökonomischer) Reflexion ist angesagt. Infolgedessen hat sich das sprachfähige Erleben auf wenige, wiederholungsbedürftige Chiffren reduziert. Aus der Verklammerung einer sich abzeichnenden Erinnerungsfeindlichkeit mit ihrem Äquivalent, den Hochkapazitäten der Datenspeicher, wächst die neue Sprachlosigkeit, deren Nähe zur A mnesie durch keinerlei Aufklärung noch Polemik aufzuhalten oder gar zu verhindern wäre. Die beiden Hörspiele sind Paraphrasen dieser Thematik." (Michael Gaida) . I. Familienbeton: Offenbar gar nicht verwunderlich finden es Vater und Mutter, ihren Sohn in einer Tiefkühltruhe der Marke Universum anzutreffen, wo er den Beweis erbringen will, daß erfolgreiches Überleben in erster Linie eine Anstrengung des Geistes und erst danach eine des Körpers ist. Ohne Anteilnahme, aber mit vielen guten Ratschlägen - schließlich haben Vater und Mutter ihre eigenen Probleme - begleiten sie des Sohnes Reise in stillere Gewässer. Die Ankunft aber birgt Überraschendes. Ein Wiedergeburtshelfer gratuliert ihm zu einem neuen Anfang. II. Mr. Crashwell: Mr. Samuel William Beethoven Crashwell, Ausländer mit starkem, nicht näher identifizierbarem Akzent, ist eigentlich Wanderprediger und Artist. Er schildert einzelne Stationen seiner zweifelhaften Karriere als Taxifahrer, Barkeeper und Toilettenmann. Seine Naivität kommt ihm abhanden, und schließlich lernt er den Satz begreifen; "Die menschliche Würde ist eine Nummer zu groß, man kommt nicht an sie heran."

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Jiri ZacekMr. Crashewell, Sprecher
Helmut ZierlDer Sohn
Hannelore HogerDie Mutter
Uwe FriedrichsenDer Vater
Siegfried W. KernenWiedergeburtshelfer


Der deutsche Hörspielregisseur Hans Rosenhauer Ende der 1950er Jahre. | ©dpa picture-alliance/Roba Archiv

Der deutsche Hörspielregisseur Hans Rosenhauer Ende der 1950er Jahre. | ©dpa picture-alliance/Roba Archiv


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Der deutsche Hörspielregisseur Hans Rosenhauer Ende der 1950er Jahre.
©dpa picture-alliance/Roba ArchivDer deutsche Hörspielregisseur Hans Rosenhauer Ende der 1950er Jahre.
©dpa picture-alliance/Roba Archiv



PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Norddeutscher Rundfunk 1986

Erstsendung: 05.06.1986 | 50'32

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