ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Herzilein
Kein Volksstück
Komposition: Vridolin Enxing
Technische Realisierung: Jeanette Wirtz-Fabian, Daniel Velasco-Schwarzenberger
Regieassistenz: Susanne Krings
Regie: Klaus Wirbitzky
Zum 135. Male geht die "lustige Dorfmusik" mit Trudl als Showmasterin auf Sendung, obwohl Ehemann Hubsi kurz vorher gestorben ist. Aber Trudl Semminger läßt sich ihre gute Laune und den abendlichen Auftritt im Deutschen Fernsehen nicht vermiesen. Im Grunde ist sie sogar ganz froh, daß Hubsi, der intellektuelle Nörgler, sozusagen vor dem deutschen Liedgut kapituliert hat. Auch Trudls Mutter ist ein Opfer der Volksmusik geworden und beschimpft mit ihren letzten Worten ihre Tochter als "das Böseste vom Bösen, die personifizierte Banalität". Trudls unehelicher rauschgiftsüchtiger Sohn Maximilian meldet sich plötzlich ebenfalls während der Sendung und droht an, sich beim nächsten volksmusikalischen Ton aus dem Fenster zu stürzen. Trudls Frohsinn ist nun kurzfristig doch etwas getrübt. Aber schon freut sich Trudl auf die Dreifach-Beerdigung in Begleitung ihrer lustigen Musikanten. Heinz-Dieter Herbigs Hörspiel ist eine bitterböse Abrechnung mit der Fernsehunterhaltungsindustrie.
Der Autor, geboren 1951 in Fleckeby/Schleswig-Holstein, arbeitete zunächst als Werbetexter. Anschließend studierte er Germanistik und Philosophie in Köln. Er schreibt Essays, Romane, Drehbücher und Hörspiele.