Originalhörspiel, Monolog
Autor/Autorin:
Theodor Weißenborn
Pro Ecclesia
Technische Realisierung: Christian Kühnke, Christina Ocker
Regieassistenz: Regina Brands
Regie: Norbert Schaeffer
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Gudrun Genest Frau
"Gott gebe Dir, daß Du nie Deinen Willen tust" hatte ihr "Papa Trumm", der Geschichtslehrer, einst ins Poesiealbum geschrieben. Damals, 1933, hatte sie gerade ihr Abitur gemacht bei den "Ursulinen". Aus Elisa ist längst Fräulein Ruprecht und ein für die anderen Bewohner des "Herz-Jesu-Heims" recht sonderbares altes Mädchen geworden. Stimmen lassen sie nachts nicht zur Ruhe kommen: nicht nur die von "Papa Trumm" oder "Monsignore Verbeek" und den anderen mit Fahrtenmessern und Hakenkreuzbinden, die - längst verstorben - sich hinter den Lidern in ihrem Kopf versammeln. Da ist auch jene Stimme, die sie bedrängt, Rechenschaft abzulegen, "die eigene Wunde aufzuschneiden, mit dem Messer des Hasses." Denn eine Wunde blieb zurück, die ein Orden an ihrem Taftkleid in der Nähe des Herzens so lange bedeckt hatte. "Pro Ecclesia et Pontifice", für Treue und Standhaftigkeit, vom Monsignore persönlich zu ihrem 25jährigen Dienstjubiläum verliehen. Doch wo der Orden gewesen war, blieb nur eine winzige Knospe aus zerschlissenen Zwirn zurück. Elisa, die - firmiert mit dem Segen der Kirche - der Ehe entsagte und im pädagogischen Dienst so lange den "Gnadenauftrag für mutige Herzen" erfüllte, sucht am Ende ihres Lebens nach einer Antwort. Denn immer stärker wird ihre Ahnung, daß ihr Leben vergebens, leer und jungfräulich geblieben ist.
Weitere Informationen
Theodor Weißenborn, 1933 in Düsseldorf geboren, studierte Philosophie, Romanistik, Kunstpädagogik, medizinische Psychologie und Psychiatrie. Seit 1950 schreibt er Prosa, Lyrik und Hörspiele. 1964 erschien sein erster Roman "Außer Reichweite"; zuletzt "Die Wohltaten des Regens" (1994). Bekannt wurde er vor allem durch seine Psychiatrie-kritischen Hörspiele, die auch international großen Erfolg hatten. 1990 wurde sein Hörspiel "Der Sündenhund" von einer Publikumsjury der Akademie der Künste Berlin mit dem "Lautsprecher" ausgezeichnet und für den "Prix Italia" nominiert. Er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen und lebt als freier Autor in der Eifel.
Produktions- und Sendedaten
- Norddeutscher Rundfunk 1997
- Erstsendung: 08.04.1998 | Radio 3 | 65'45