ARD-Hörspieldatenbank

Hörspielbearbeitung



Karl Philipp Moritz

Anton Reiser (1. Teil)

Ein psychologischer Roman


Vorlage: Anton Reiser (Roman)

Bearbeitung (Wort): Peter Schünemann

Technische Realisierung: Erich Matthias, Waltraud Heise, Jutta Liedemit

Regieassistenz: Marianne Meek-Therstappen


Regie: Hans Rosenhauer

"Der Schwierigkeit, zum einen gesellschaftliche und historische Zusammenhänge aus dem 18. Jahrhundert aufzudecken - einer Zeit, in der das bürgerliche Individuum, durch welch ideologisches Gestrüpp auch immer, seine Autonomie suchte, und, in einigen Gestalten, schließlich sein Selbstverständnis fand - zum anderen ein Publikum zu motivieren, dessen Weltbild sich seit jener Zeit (nicht erst nach Hegels Wort), gemessen an dieser, bis zur Unkenntlichkeit verändert hat - dieser Schwierigkeit kann eine Funkeinrichtung dieses "psychologischen Romans" zunächst nur durchs vordergründige Abstellen auf den sozialen Abgrund genügen, der das Wiedererkennen präsenter Geschehnisse wiedergibt. Es kann gezeigt werden, daß die ideologischen Konzepte ihre gesetzmäßige Tradition haben, also auf eine schäbige Art modern geblieben sind. Was (fast) zu kurz kommt, ist die Schärfe, mit der hier ein Autor - in leidender einsicht seinem Jahrhundert um 120 Jahre voraus - die psychische Deformation eines Menschen beschreibt, dem nur stockend über die Zunge will, was eine spätere Wissenschaft zu beschreiben instand gesetzt ward." (Peter Schünemann: Einige Bemerkungen zur Arbeit am "Anton Reiser") Erstes Buch: Karl Philipp Moritz (geboren 1756) beschreibt in seinem autobiographischen Roman die Kindheit des Anton Reiser: Siebenjähriger Krieg, Einflüsse des Pietismus, Lektüre von Märtyrerlegenden und phantastischen Romanen, die die einbildungskraft des Jungen erhitzen. Anton kommt zum Hutmacher Lobenstein nach Braunschweig, wo Hunger, Einsamkeit und Erniedrigungen den Jungen zu einem Selbstmordversuch treiben. Er geht nach Hannover zurück [...]

Karl Philipp Moritz (1756-1793), der im "Anton Reiser" die Geschichte seiner Kindheit und Jugend erzählt hat, ist dann weitergewandert. 1778 wird er Lehrer in Berlin. 1780-83 reist er nach Italien, wo er Goethe kennenlernt. 1791 wird er Königlich Preußischer Hofrat und Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin. 1793, siebenunddreißigjährig, stirbt Karl Philipp Moritz.

Peter Schünemann, geboren 1930 in Hamburg, lebt als Verlagsangestellter in München. Er veröffentlichte die Funkerzählungen "Kontur einer Botschaft", "Wildnis der Zeiger" und "Eisenmanns Zeit oder Die Methode der Phantasie" sowie die Hörspiele "Morgen ist die Vergangenheit" (1963), "Chiffre im Rauch" (1965), "Tropfen" (1965), "Schattenprotokoll" (1966), "Ithaka oder Die Finsternis" (1967), "Gegenstimme" (1972), "Was die Brüder Grimm von den Kindern erzählten, die Schlachtens miteinander gespielt haben" (1972), "Vernehmung einer Landschaft" (1974) usw.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Ernst JacobiIch-Erzähler
Günter König2. Erzähler
Jens WawrczeckAnton Reiser als Kind
Günther JerschkeVater Reiser
Witta PohlMutter Reiser
Hans Peter KorffLobenstein
Wolfgang KavenPrediger Paulmann
u.a.


Der deutsche Hörspielregisseur Hans Rosenhauer Ende der 1950er Jahre. | ©dpa picture-alliance/Roba Archiv

Der deutsche Hörspielregisseur Hans Rosenhauer Ende der 1950er Jahre. | ©dpa picture-alliance/Roba Archiv

Der deutsche Hörspielregisseur Hans Rosenhauer Ende der 1950er Jahre.
©dpa picture-alliance/Roba ArchivDer deutsche Hörspielregisseur Hans Rosenhauer Ende der 1950er Jahre.
©dpa picture-alliance/Roba Archiv



PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Norddeutscher Rundfunk 1976

Erstsendung: 19.05.1976 | 56'40

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