ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Zeit und Kartoffeln
Dramaturgie: Hans Burkhard Schlichting
Technische Realisierung: Rolf Knapp, Beate Müller
Regieassistenz: Constanze Renner
Regie: Ulrich Lampen
Günter Eich schrieb sein letztes Hörspiel 1971 nach einer langen Pause seiner Hörspielarbeit in einem Baden-Badener Hotelzimmer für den SWF. Es steht im Zusammenhang mit seinem letzten Gedichtband »Nach Seumes Papieren«. Die Bauerntochter Ottilie studiert in der Stadt, aber die Erträge des elterlichen Hofes reichen kaum aus, ihr Studium zu finanzieren. Der Pächter des elterlichen Hofes, der sie auf Wunsch der Mutter besucht, um Kartoffeln zu bringen, heißt Eberhard Dieter Seume. Nicht zu verwechseln mit Johann Gottfried Seume, mit dem sìch Ottilie nachts unterhält. Ottilie, korpulent, hat eine Abneigung gegen Kartoffeln, weil sie schwer machen und zur Erde zwingen. Ottilie bleibt lieber der Zeit auf der Spur, aber sie hat Mühe zu begreifen, dass man sich als Individuum genauso durch die Zeit bewegt wie jede andere Sache, z.B. ein Kartoffelsack. Wenn man das Licht allerdings als fünfte Dimension begreift, dann läuft die Zeit langsamer, so Ottilies Theorie.
Günter Eich wurde am 1. Februar 1907 in Lebus/Oder geboren. Nach einem Jura- und Sinologiestudium lebte Eich als freier Schriftsteller meist in Berlin sowie im Ostseebadeort Poberow. Nach der Kriegsgefangenschaft zog er nach Bayern, war Mitbegründer der Gruppe 47 und wurde Mitglied des P.E.N.-Clubs. Für seine Werke erhielt er mehrere Literatur- und Hörspielpreise. 1953 heiratete er die österreichische Schriftstellerin Ilse Aichinger. Günter Eich starb 1972 in Salzburg.