Hörspielbearbeitung

Autor/Autorin: Ödön von Horváth

Der ewige Spießer (3. Teil)

Vorlage: Der ewige Spießer (Roman)
Bearbeitung (Wort): Katarina Agathos, Bernadette Sonnenbichler
Komposition: Georg Glasl
Redaktion: Katarina Agathos
Technische Realisierung: Marcus Huber, Daniela Röder
Regieassistenz: Stefanie Ramb

Regie: Bernadette Sonnenbichler

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Peter SimonischekHorváth
    Stephan ZinnerKobler
    Brigitte HobmeierAnna
    Hannes RinglstetterHerr mit energischem Zug
    Markus BökerDritter Herr
    Peter FröhlichDemokrat
    Norman HackerBeamter
    Irina WankaHofopernsängerin
    Marie-Therese FutterknechtPerzl
    Dieter FischerPortschinger
    Felix HellmannMauerer
    Oliver ScheffelGraf Blanquez
    Wowo HabdankTimoteus Bschorr
    Ulla GeigerStanzigner
    Andrea WenzlGretchen Swoboda

"Es soll nun versucht werden, in Form eines Romans einige Beiträge zur Biologie dieses werdenden Spießers zu liefern. Der Verfasser wagt natürlich nicht zu hoffen, daß er durch diese Seiten ein gesetzmäßiges Weltgeschehen beeinflussen könnte, jedoch immerhin." Es sind Wandlungsgeschichten unter dem Einfluss der Zeit, die Ödön von Horváth in seinem dreiteiligen Roman Der ewige Spießer erzählt. Im München des Jahres 1929 ist der Erste Weltkrieg noch nicht lange vorbei. Die Wirtschaftskrise macht sich im Alltag bemerkbar und radikale rechte wie linke Ideologien breiten sich aus. Dazwischen Durchschnittsmenschen wie Alfons Kobler, Anna Pollinger und Josef Reithofer. Teil 1: Herr Kobler wird Paneuropäer. Als er im Schellingsalon seinen Freunden von einer Reise zur Weltausstellung in Barcelona erzählt, hat Alfons Kobler noch keine klare Vorstellung von der paneuropäischen Idee. Und auch die Begegnung mit dem geschwätzigen Wiener Journalisten Schmitz auf der langen Zugreise bleibt diesbezüglich eher theoretisch. Erst als Kobler in Barcelona seine mühsam eroberte Geliebte an den kapitalen Mister A. Kaufmann verliert, ist er restlos überzeugt, dass es gilt, Grenzen zu überwinden. Im europäischen Zusammenschluss gegen die rohe amerikanische Übermacht liegt die Zukunft. Nicht nur in Liebesdingen. Ein wenig diffus noch ist diese neue Perspektive und vielleicht doch auch gegen den unbestreitbar konservativen Kern der eigenen Seele sprechend, jedoch immerhin. Teil 2: Fräulein Pollinger wird praktisch. Weil sie ihre Arbeit verliert, bleibt ihr nichts anderes übrig, wird ihr gesagt. Beim nächsten Rendezvous, einer Autofahrt an den Starnberger See, sagt Anna Pollinger vor dem ersten Kuss also "Umsonst gibt es nichts!" und verhandelt. Sie hat dann zwar keine Gefühle dabei, jedoch immerhin. Danach hält sie ein Fünfmarkstück in der Hand. Teil 3: Herr Reithofer wird selbstlos. Obwohl er ein Mistvieh ist und im Arbeitsamt in der Thalkirchener Straße mit Anna Pollinger auf ein ebensolches trifft, muss doch auch einmal etwas Gutes getan werden in diesen schlimmen Zeiten. Als Josef Reithofer Anna, die ihn noch kurz vorher ausnehmen wollte, eine Stelle als Näherin vermitteln kann, tut er es. Reithofer ist jetzt ein selbstloses Mistvieh, immerhin! Große Wirkungen haben bekanntlich kleine Ursachen. Und große Ideen auch. In seiner ersten selbständigen Prosaveröffentlichung aus dem Jahr 1930 ist Ödön von Horváth scharfer Beobachter eines neuen Menschentyps. Kleinbürger, die lernen, zu überleben, sich anzupassen, Privates und Politisches zusammen zu denken, auch wenn dabei so manche gedankliche Schieflage entsteht. In ihrer zwischen Dialekt und angelesenen Floskeln changierenden Sprache entlarven sie ihre Orientierungslosigkeit ebenso, wie sie ihr so leicht von außen beeinflussbares Bewusstsein demaskieren. Ödön von Horváth ging es mit dem Roman aber nicht um Parodie oder beißende Satire. Vielmehr hoffte auch er auf die bekanntlich großen Wirkungen durch kleine Ursachen. Und weil er dabei im werdenden Spießer zugleich den ewigen Spießer erkannte, hat so manche Charakterisierung im Roman bis heute nichts an Aktualität verloren. 

Andrea Wenzl in der Rolle der Gretchen Swoboda
Bildnachweis: BR/Stefanie Ramb
Andrea Wenzl in der Rolle der Gretchen Swoboda Bildnachweis: BR/Stefanie Ramb

Produktions- und Sendedaten

  • Bayerischer Rundfunk 2014
  • Erstsendung: 01.02.2015 | Bayern 2 | 15:00 Uhr | 53'20

Rezensionen (Auswahl)

  • Rafik Will: Komödie mit Serienpotenzial. In: Medienkorrespondenz, Nr. 3 vom 6.2.2015, S. 43.

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