Hörspielbearbeitung

Autor/Autorin: Max Frisch

Homo Faber (1. Teil)

Vorlage: Homo Faber (Roman)
Bearbeitung (Wort): Heinz Sommer
Komposition: Jörg Achim Keller
Redaktion: Hans Sarkowicz
Dramaturgie: Hans Sarkowicz
Technische Realisierung: Christian Bader, Jean-Boris Szymczak, Patrick Ehrlich, Axel Gutzler, Mike Wayszak, Stefan Emrich
Regieassistenz: Susanne Schütz

Regie: Leonhard Koppelmann

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Ueli JäggiMax
    Matthias BrandtWalter
    Eva MattesHanna
    Paula BeerSabeth
    Valery TscheplanowaIvy
    Sascha NathanHerbert
    Clement GuyotMarcel
    Victoria SordoStewardess/Lautsprecher Mexico
    Alejandro Ramòn AlonsoGast 1 (Spanier)/Kubaner/Indio/Kellner Italien
    Carrie GetmanGast 2 (Amerikanerin)/Kubanerin 1/Partygast 2/Schwester
    Gerd WamelingWilliams/Lautsprecher/An- und Absage
    John JulianPilot (amerik., mittelalt)/Barkeeper/Concierge/Partygast 1/Driver/Lautsprecher
    Yollette ThomasMummy/Kubanerin 2/Partygast 4
    Walter HessProfessor O/Schweizer Fremdenpolizei
    Peter TrabnerSchiffsgast
    Manolo PalmaSteward/Kubaner 2/Indio(s)
    Jan BluthardtSabeths Freund/Zuhälter/Partygast 3
    Joshua WunderJungen 1-4
    Nisha WunderJungen 1-4

Max Frischs Protagonist in "Homo faber" glaubt, Kraft seiner überragenden rationalen Fähigkeiten sein Schicksal und sogar den Tod überwinden zu können – ein fataler Irrtum, der eine Tragödie klassischen Ausmaßes in Gang setzt. Die darin eingeschriebene Kritik Frischs an einem grenzenlosen technischen Fortschrittsglauben hat bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Heinz Sommer hat daraus ein erzählstarkes 6-teiliges Hörspiel extrahiert, das von Leonhard Koppelmann in Szene gesetzt ist, und zu dem Jörg Achim Keller mit der hr-Bigband einen klangstarken Soundtrack liefert. Unter dem Eindruck der rasanten technischen Aufrüstung während des Zweiten Weltkrieges, und vor allem angesichts der beiden Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki, notiert Max Frisch Ende der 1940er Jahre in sein Tagebuch: "Wir können, was wir wollen, und es fragt sich nur noch, was wir wollen; am Ende unseres Fortschritts stehen wir da, wo Adam und Eva gestanden haben; es bleibt uns nur noch die sittliche Frage." Bis 1957, als sein Roman "Homo faber" erscheint, hat sich die Geschwindigkeit der technischen Entwicklungen noch einmal rasant beschleunigt. Der Titel meint dabei nicht nur die zentrale Figur des Romans, sie ist ein feststehender anthropologischer Begriff: Als "Homo Faber" bezeichnet man seit der Antike den Menschen als werkzeugmachendes Wesen. Bevor Frisch Schriftsteller wurde, arbeitete er als Architekt, unter dem Eindruck dieses in großen Teilen technischen Berufs, konstatiert Frisch, "der moderne Mensch [lebe] an sich selbst vorbei und [ergebe] sich dabei der Machbarkeitseuphorie der Technik. Sein tiefstes Wesen und sein Schicksal geraten ihm dabei aus dem Blick, menschliche Beziehungen und Kommunikation unterwerfen sich dem Diktat der Naturwissenschaften." Jetzt erkennt Frisch also nicht mehr nur ein moralisches Problem in einer zusehends durchtechnisierten Welt, sondern auch ein emotionales – der Mensch, der glaubt, das Leben nach den Gesetzen von Logik und Wissenschaft organisieren zu können, kommt sich zusehends selbst abhanden, er verliert sukzessive seine Kommunikationsmöglichkeiten, seine Empathiefähigkeit sowie das Bewusstsein für die eigenen Ängste und Sehnsüchte. In der kalten Sprache eines Berichts greift Frisch bereits vor etwa siebzig Jahren eine Sorge auf, die heute zwischen Twitter, WhatsApp und Facebook mehr und mehr zu unserem Alltag wird. Manche Sätze aus "Homo faber" klingen dabei fast schon wie Statements eines gegenwärtigen, technikbegeisterten Blogs: "Der Mensch als Beherrscher der Natur, und wer dagegen redet, der soll auch keine Brücke benutzen, die nicht die Natur gebaut hat. Dann müsste man schon konsequent sein und jeden Eingriff ablehnen, das heißt: sterben an jeder Blinddarmentzündung. Weil Schicksal!"

Weitere Informationen
Max Frisch (1911-1991), Schweizer Schriftsteller und Architekt. Mit Theaterstücken wie »Biedermann und die Brandstifter« oder »Andorra« sowie mit seinen drei großen Romanen »Stiller«, »Homo faber« und »Mein Name sei Gantenbein« wurde er weltberühmt.

Paula Beer (Sabeth)
© Susann Schütz/HR
Paula Beer (Sabeth) © Susann Schütz/HR

Produktions- und Sendedaten

  • Hessischer Rundfunk 2018
  • Erstsendung: 19.05.2018 | hr2 | 53'50

Veröffentlichungen

  • CD-Edition: Der Hörverlag 2018

Auszeichnungen

  • hr2-Hörbuchbestenliste Oktober 2018 (2. Platz)

Rezensionen (Auswahl)

  • Christian Deutschmann: Eindimensionaler Held. In: epd medien Nr. 23 vom 08.06.2018, S 41.
  • Christian Deutschmann: Notlandung in der mexikanischen Wüste. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 17.09.2018. S. 10. (Zur CD-Edition)
  • Julius Tamm: Eine Teenagerin namens Sabeth. In: Frankfurter Rundschau vom 13.10.2018. S. 31.
  • N. N.: Frage nach Schuld. In: Wiesbadener Kurier vom 19.12.2018. S. 17 (zur CD-Edition).
  • Eva-Maria Lenz: Virtuose des Understatements. In: Medienkorrespondenz. Nr. 23. 16.11.2018. S. 34f.

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