ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel, Dokumentarhörspiel
Anne Frank - Spur eines Kindes
Regieassistenz: Willy Lamster
Regie: Fritz Schröder-Jahn
1950 erschien im S. Fischer-Verlag "Das Tagebuch der Anne Frank", Aufzeichnungen einer jüdischen Kaufmannstochter, die 1933 mit ihren Eltern nach Holland floh und sich nach dem Einmarsch der Deutschen mit ihrer Familie und mit Freunden in einem Amsterdamer Hinterhaus bis zu ihrer Entdeckung 1944 verborgen hielt. Anne Frank war 14 Jahre alt, als sie mit ihren Tagebuchaufzeichnungen begann und sie war 16, als sie ermordet wurde.
Als ihre Aufzeichnungen 15 Jahre nach Kriegsende (und 4 Jahre nach der holländischen Erstausgabe) in Deutschland veröffentlicht wurden und eine Theaterfassung der Hollywood-Autoren Goodrich & Hackett auf die Bühnen kam, wollten trotz der großen Wirkung die Stimmen nicht schweigen, die das Tagebuch als Fälschung verdächtigten. Ernst Schnabel nahm 1958 einen Auftrag des S. Fischer-Verlages an, den Spuren der Anne Frank nachzugehen. Die Ergebnisse seiner Recherchen veröffentlichte er zunächst als Radiosendung. Er schrieb damals: "Es waren durchaus nicht nur böswillige, sondern auch sehr wohlmeinende Leute, die den Verdacht der Fälschung immer wieder äußerten. Um ihn zu zerstreuen, habe ich mich mit 42 Zeugen in Holland, in der Schweiz, Deutschland und Kanada in Verbindung gesetzt. Ich habe gesammelt, was an authentischen Nachrichten vorlag. Der Daseinsbeweis des Kindes und seines Tagebuches ist vollständig, ebenso die Weitererzählung des Lebens der Anne Frank bis zu ihrem Tode in Bergen-Belsen. Ich darf hinzufügen, daß ich über das Schicksal des Kindes hinaus auch das ihrer mitleidenden Schicksalsgenossen, gewisse Züge der Täter und Fragen, die uns, die Zeitgenossen der Opfer und Täter, direkt betreffen, zu beleuchten versucht habe. Die öffentliche Teilnahme am Tagebuch diese Kindes war nicht nur bewegend, sondern auf gewisse Weise auch erschreckend. Das Schicksal von sechs Millionen hatte die deutsche Öffentlichkeit bis dahin viel weniger deutlich betroffen, als der Tod dieses einen Mädchens, und es gab Stimmen, kritische, die sagten: es leide sich eben viel leichter mit einem schönen Kinde, als mit einer unabsehbaren Armee von Verelendeten."
Das Hörspiel, anläßlich des PRIX ITALIA 1958 mit dem "Preis der Menschenrechte" ausgezeichnet, ist in einer unbekannten Zahl von Ländern gesendet worden, das Buch wurde in 28 Sprachen übersetzt. (Pressetext des Südfwestfunks anläßlich einer Wiederholungsausstrahlung 1979)