ARD-Hörspieldatenbank


Lesung



Robert Lax

21 pages

Robert Lax versucht, einen Job zu finden. Er arbeitet als Redakteur beim New Yorker, als Filmkritiker bei der Times, als Dozent an Universitäten, als Rundfunkmitarbeiter, als Drehbuchautor in Hollywood. Eine poetische Biografie entsteht: '21 pages'. "Als ich '21 pages' zu schreiben begann, dachte ich wirklich, daß es ein Buch mit 600 Seiten werden könnte. Ich habe es in der ersten Zeit niemandem gezeigt, bis eines Tages meine Nichte zu Besuch kam, und die habe ich das Manuskript dann lesen lassen. Sie mochte es sehr. Es waren die ersten 21 Seiten, und ich wurde mir bewußt, daß dies der Punkt sein könnte, den Text zu beenden, aber ich hörte nicht auf, sondern schrieb weiter, als meine Nichte wieder weggegangen war. Das war dann aber doch ziemlich redundant, verglichen mit dem, was ich schon geschrieben hatte. 21 pages heißt deshalb '21 pages', weil das Manuskript aus 21 Manuskriptseiten bestand. '21 pages' war erst der Arbeitstitel, aber schließlich blieb es dabei. Die Berufe, die in '21 pages' vorkommen (Unternehmer, Uhrmacher, Drucker) sind reine Phantasie, aber manche haben doch ihren Ursprung in der Wirklichkeit. Ich glaube, daß die Schatten, die sich auf der Leinwand bewegen, mit Hollywood und dem Filmbusiness zu tun haben. Ich erinnere mich nicht, ob es beim Uhrmacher auch so einen biographischen Realitätsbezug gibt. Der Drucker hat natürlich mit dem 'New Yorker' und mit dem 'Jubilee Magazine' zu tun, wo ich arbeitete. Es ging alles sehr rasch. Das ganze Buch habe ich in einer einzigen Nacht geschrieben, im Lichtkegel einer Taschenlampe, im Bett sitzend. Ich schrieb ohne die geringste Unterbrechung. Ich ließ es einfach so kommen und habe mir dabei auch nicht allzuviele Gedanken gemacht. Warten und Suchen waren die Schlüsselwörter, und ich glaube, ich habe bis heute nicht aufgehört zu suchen. In gewisser Beziehung war die Idee des Wartens der Ausgangspunkt für '21 pages'. Da hat sich bis jetzt nichts Wesentliches verändert, was ich wirklich tue, ist dies: warten. Auch wenn es von vielerlei Aktivitäten überdeckt wird. Als ich mir also das Schlüsselwort bewußt gemacht hatte, ergab sich alles weitere wie von selbst, denn ich hatte ja nie etwas anderes getan als warten. Ich bin mir sicher, daß sich die Qualität oder der Charakter des Wartens im Laufe eines Lebens verändert. So habe ich den Zustand des Wartens immer noch präsent, wie ich in New York, wo ich aufwuchs, ganz einfach auf meine Mutter wartete, in der Hoffnung, daß sie doch endlich aus der Stadt zurückkäme. Es war das Warten auf etwas Unbestimmtes, denn es war ja nie sicher, wann sie zurückkam. Beim Warten wird man sich seiner selbst bewußt. Wenn du irgend etwas anderes machst, dir irgendein Spektakel ansiehst oder so, heißt das, daß dies nicht unbedingt etwas mit dir zu tun hat. Wenn du aber allein dasitzt und wartest, dann bist du wirklich nur du selber, ich glaube, das hat etwas zu tun mit deinem identifizierbaren Selbst, mit deiner Identität, herauszufinden, ob es so eine Art unbewußte Aktivität innerhalb dieses Wartens gibt. Aber das ist natürlich nicht jedermanns Sache." (Auszug aus einem Gespräch von Sigrid Hauff mit Robert Lax in seinem Haus auf Patmos, September 1994). '21 pages' ist in der CD-Edition Robert Lax 'readings and realisations' enthalten, die im Gertraud Scholz Verlag erscheint und der Robert Lax Multimedia-Box des belleville Verlages beiliegt.

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Robert Lax


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 1994

Erstsendung: 27.08.1999 | 66'50


VERÖFFENTLICHUNGEN

  • CD-Edition: Gertraud Scholz Verlag 1999


REZENSIONEN

  • Frank Olbert: FAZ, 27.8.1999

 

 

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