ARD-Hörspieldatenbank


Ars acustica



Valeri Scherstjanoi, Andreas Hagelüken

Berlin, ein Lautgedicht - eine lautpoetische Soundscape



Realisation: Valeri Scherstjanoi, Andreas Hagelüken

1979 siedelte der aus der Sowjetunion stammende Lautpoet Valeri Scherstjanoi ins Erzgebirge der damaligen DDR über, wo er später auf den Künstler und "Sprechoperateur" Carlfriedrich Claus traf. Claus hat Scherstjanoi in die Szene der experimentellen Literatur in der DDR eingeführt und ihm Kontakte zu den im Westen lebenden Lautdichtern vermittelt. Im Laufe der Jahre experimentierte er zunächst mit den Lauten seiner Muttersprache und entwarf eigene Handschriften, die neben Semantik und Phonetik ebenso die Emotionalität notierten. Daraus entstand sein System der so genannten "skribentischen Zeichen": Schreiben als Beitrag zur bildenden Kunst, Lesen als Lautpoesie. Scherstjanoi lebt seit 25 Jahren in Berlin, das ihm und seiner lautdichterischen Arbeit zur zweiten Heimat wurde, zur Inspirationsquelle und Herausforderung. Zusammen mit dem Rundfunkautor Andreas Hagelüken hat Scherstjanoi für diese Produktion all jene Orte und Plätze Berlins aufgesucht, die sich konkret in sein umfassendes Werk eingeschrieben haben. Aus Improvisationen und Archivmaterialien schaffen die beiden Akteure eine Klang- und Laut-Reise durch Berlin und das Werk des Lautpoeten zugleich. So porträtiert "Berlin, ein Lautgedicht" sowohl die Geschichte des Sprachkünstlers Valeri Scherstjanoi als auch die Stadt selbst in Form einer Soundscape aus Stimm-Materialien.

Valeri Scherstjanoi, geboren 1950 in Kasachstan, aufgewachsen in der Region Krasnodar (heute Russische Föderation), studierte Germanistik und Literaturwissenschaft in Krasnodar, 1979 siedelte er in die DDR über. Er lebt als freier Lautdichter und Hörspielautor. Er hatte zahlreiche Auftritte auf internationalen Festivals im In- und Ausland. U.a. veröffentlichte er "Tango mit Kühen". Anthologie der russischen Lautpoesie zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Wien: edition selene 1998. - "Mingstimmen". Berlin: Hybriden-Verlag 2004.

Andreas Hagelüken, geboren 1963 in Homberg (Hessen), studierte Musikwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte in Bonn und Freiburg, begann seine Radioarbeit 1994 beim SFB und lebt als Funkautor in Berlin und Freiburg. Er machte zahlreiche Sendungen zur akustischen Medienkunst. Für den WDR porträtierte er u. a. Erik Belgum, CAN und Amanda Stewart.

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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 2005

Erstsendung: 17.12.2005 | 46'29

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