Originalhörspiel, Science Fiction-Hörspiel
Autor/Autorin:
Jörg von Liebenfelß
Das Monument der Harmonie
Technische Realisierung: Bernd Lossen, Andrea Mammitzsch
Regie: Andreas Weber-Schäfer
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Matthias Ponnier Draco Brigitte Böttrich Spica Ulrich Faulhaber Krabbe Ulrich von Dobschütz Partner Sigrid Seigel Informator Manfred Georg Herrmann Reporter Hermann Motschach Planetenbummler Berthold Toetzke Elektroden-Physiologe
Die Bewohner einer Unterwasser-Stadt sind mittels Elektroden an ein kybernetisches System angeschlossen, das ihre Aktivitäten begrenzt und kontrolliert. Trident Village besteht aus drei Dutzend gefluteten, abgesenkten U-Booten auf dem Meeresgrund. Seit dem Beschluß einer Abrüstungskonferenz, die Atom-U-Boote für friedliche Zwecke nutzbar zu machen, leben hier in einer Atmosphäre aus Sauerstoff und Helium einige hundert Personen gleichen Enzymmusters und beiderlei Geschlechts, die über Stirnelektroden und Kopfantennen mit dem "Großen Betreuer", dem zentralen biokybernetischen Überwachungs- und Steuerungssystem verbunden sind. Das Leben vollzieht sich zwischen Wohn-, Schlaf- und Kopulationszellen, Lehr- und Informationsmaschinen. Harmonie durch Anpassung wird propagiert, für Individualismus ist kein Platz. Die Sprache ist emotionsfrei und auf das Zweckdienliche reduziert. Bücher gibt es nicht, Zerstreuung liefern Pillen mit künstlichen Gedächtnismolekülen, die für fehlende Erlebnisse Surrogate synthetischer Erinnerungen liefern. Jeder Bürger verfügt in seinem Lifepaß über ein Punktekontingent, das ihn zum Bezug von Nahrung, Atemluft, Bildung und Vergnügen berechtigt. Bei vollintegriertem Verhalten erfolgt automatisch Punktegutschrift. Einem der Bewohner gelingt es, sich durch Bestechung von seiner Elektrode befreien zu lassen und sich so dem Einfluß des "Großen Betreuers" zu entziehen. Erstmals kann er über sein Tun und Lassen selbst entscheiden. Er riskiert eine Negativmarkierung in seinem Lifepaß, um das elektronische Lexikon nach Begriffen wie "Freiheit" und "Zensur" zu fragen. Er beginnt, die Unmenschlichkeit dieses Humanmodells zu durchschauen, in dem Menschen die Rollen von Versuchstieren übernommen haben. Ist das die Test-Aufzucht von Wegwerf-Menschen? Eine neue ökologische Sparformel, um einigen wenigen auf dem Festland das Überleben zu ermöglichen? Um in die Welt der Privilegierten zurückkehren zu können, versucht er, den Sperrgürtel zu durchschwimmen und an die Oberfläche zu gelangen. Aber das System hat seinen Ausbruchsversuch längst entdeckt.

Produktions- und Sendedaten
- Süddeutscher Rundfunk 1978
- Erstsendung: 12.06.1978 | 48'20