ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
intermedium 1 - Live aus der Akademie der Künste in Berlin
Europa von weitem
Komposition: Inge Morgenroth
Realisation: Eva Meyer, Eran Schaerf
In einem Museum soll eine Ausstellung stattfinden mit dem Titel: 'Porträts einbalsamierter junger Frauen'. Es werden Frauen gesucht, die in die Rolle der Museumsexponate schlüpfen sollen. Die Darstellerinnen arbeiten sich ein, sie beginnen, eigene Geschichten zu entwickeln, sie 'werden' die dargestellten Personen. Über dieser Debatte verwirrt sich die anfangs reale Situation immer mehr. Es kommt zu unerwarteten Konfrontationen und Widersprüchen zwischen der eigenen Erinnerung und den vorgegebenen Bildern. Die Frauen werden zu Projektionen, die sich zu verschiedenen Zeiten zwischen Amerika und dem Nahen Osten aufhalten und - von weitem - Europa heißen. Doch schon mit der Benennung wird die Grenze zwischen Vorstellung und Wirklichkeit durchlässig. Nun sind sie Medien-Doubles von Europäerinnen, die zwischen ihrer Repräsentation als Frau und ihrer tatsächlichen Existenz wechseln. Bin ich Europäerin oder stelle ich sie dar oder stelle ich dar, wie ich eine darstelle? So aber läßt sich Geschichte nicht erzählen. Die Frauen geben schließlich ihre Rolle als Identitätsträger auf. Als Werbeträger vermarkten sie ihre Projektion, damit sich endlich die Geschichte abspielen kann... "Doch woran halten sich Europäer, die keinem europäischen Staat angehören? Sicher nicht an den Mythos eines vergangenen Europas, sondern an das Erfinden eines zukünftigen" (Eva Meyer und Eran Schaerf). 'Europa von weitem' wurde zugleich als Film realisiert.