ARD-Hörspieldatenbank

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Ars acustica



Valeri Scherstjanoi

Heimkehrreime


Technische Realisierung: Wilfried Hauer, Susanne Herzig

Regieassistenz: Dorothea Schroeder


Regie: Bernhard Jugel

Heimkehr und Kehrreim gehen in dieser Sendung eine poetische Verbindung ein. Heimgekehrt ist der Lautdichter Valeri Scherstjanoi ins nördliche Ostpreußen - in die Heimat seiner Vorfahren mütterlicherseits. Dort lebten einst zwischen Weichsel und Memel die Pruzzen, ein westbaltisches Volk, dem das heutige Preußen seinen Namen verdankt. Die Pruzzen vermischten sich mit deutschen und anderen Einwanderern, ihre Sprache starb im 17. Jahrhundert aus. Sprachreste erhielten sich in nordostpreußischen Ortsnamen - teilweise mit deutschen Namen kombiniert. Alle diese Namen sind inzwischen verschwunden. Manche Orte wurden 1938 von den Nationalsozialisten umbenannt, weil sie nicht richtig deutsch klangen. Nach 1945 ersetzte die sowjetische Administration alle deutschen Ortsnamen durch russische. Doch noch sind die alten Namen nicht ganz verschwunden. Sie sind festgehalten in Broschüren wie dem "Ortsnamenverzeichnis Gebiet Kaliningrad (nördliches Ostpreußen)". Scherstjanoi will die Namen seiner Heimat (Prätlack, Nimmersatt, Pelludschen, Matzkutschen, Prosit, Tilsit) "zurück in den großen deutschen Wortschatz holen" und hat sie daher rückläufig, d.h. entsprechend ihren Endsilben geordnet. Eine Klangsymphonie aus Kehrreimen. Heimkehrreime.

Valeri Scherstjanoi, geb. 1950 in der ehem. UdSSR (... weit weg von Sibirien - nah am Schwarzen Meer, in einem imaginären "Lautland" ...), trat seit 1968 im russischen Underground mit Lesungen von eigenen Gedichten und Gedichten der russischen Futuristen auf, ebenso hielt er später Vorträge über die Geschichte des russischen Futurismus. Nach dem Germanistikstudium übersiedelte er 1979 nach Ostberlin und war zunächst als Lehrer, Bibliothekar, Nachtwächter an einer Gehörlosenschule, Dolmetscher und Übersetzer tätig. Seit 1990 arbeitet er als Hörspielautor, Performer, Lautdichter und Zeichner (als Scribentist entwickelte er seine eigene Theorie "Ars scribendi - poesia sonara"). Scherstjanoi war 1994 bis 1998 künstlerischer Leiter des Festivals BOBEOBI in Berlin und ist auf zahlreichen internationalen Festivals der Lautpoesie zu Gast. Er hat radiophone Stücke für BR, SWR (SDR), SFB u.a. erarbeitet, zuletzt "Tango mit Kühen" (BR), "Makrophon" (BR) und "Parlament mit Maschinen" (SFB, mit Computermusik von Jeremy Clarke, Ursendung 3. Mai 2002).

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Valeri ScherstjanoiMonolog


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2004

Erstsendung: 07.05.2004 | 20:30 Uhr | 44'04

 

 

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