ARD-Hörspieldatenbank

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Originalhörspiel, Originaltonhörspiel



Andreas Ammer

Eigentum am Lebenslauf. Das Gesamte im Werk des Alexander Kluge


Komposition: Martin Gretschmann


Realisation: Andreas Ammer

Alexander Kluge hat in seinem Leben viel erzählt. "Lebensläufe" hießen die Geschichten, mit denen der spätere Filmemacher und Fernsehgestalter Anfang der 60er Jahre erstmals als Schriftsteller öffentlich auftrat. Sie seien "teils erfunden, teils nicht erfunden. Zusammen ergeben sie eine traurige Geschichte." Als am Ende des Jahrtausends dann Kluge sein "summum opus", die vieltausendseitige Chronik der Gefühle vorlegte, trug deren zweite Hälfte immer noch den gleichen lakonischen Titel: "Lebensläufe". Die Geschichten ergaben die traurige Geschichte des 20. Jahrhunderts (beginnend mit dem Urknall). Viel mehr jedoch hat Alexander Kluge in seinem Leben erzählen lassen: In seinen TV-Magazinen ist er der geduldige Zuhörer, ein elektronischer Sokrates, der jeden seiner Gäste bis an die Grenze des Erträglichen davon erzählen lässt, was ihr Leben und die gesamte Welt im Innersten zusammenhält. Erzählen/lassen. Für "Eigentum am Lebenslauf" hat Andreas Ammer diese beiden Facetten des Alexander Kluge dialektisch zusammengefügt und daraus ein Hörspiel produziert. Anlässlich des 75. Geburtstags von Alexander Kluge hat er diesen in seinem Münchner "Küchenstudio" besucht und ihn erzählen lassen. Zusammen mit Kluge hat er aus dessen erzählerischem Gesamtwerk - vor allem aber aus den wenigen autobiographischen Skizzen, die erstmals in dem neuen Band "Tür an Tür mit einem anderen Leben" erschienen sind - ein Stück unmittelbares Radio gemacht. Halb Erzählung, halb große Oper, immer Lebenslauf und also "eine traurige Geschichte", die - wenn nicht vor 630 Millionen Jahren - dann vielleicht an dem Tag beginnt, als Walter Benjamin 1.056 Meter entfernt von dem Haus übernachtete, in dem Alexander Kluge zwei Monate später, am 14. Februar 1932, geboren werden sollte. "Was wir einen 'Lebenslauf' oder 'Wirklichkeit' nennen, sind Kokons der Wahrnehmung, die uns schützen. Ob sie etwas Reales sind, dürfen wir bezweifeln. So leben wir, in Lebensläufen und auf Kontinenten verteilt, kontinuierlich und erfahren in verschiedenen Wirklichkeiten." (Alexander Kluge)

Andreas Ammer, geboren 1960, ist Journalist und freier Autor für Hörfunk und Fernsehen. Der BR produzierte u.a. seine Hörspiele "Orbis Auditus (1990, Hörspiel des Jahres), "Apocalypse Live" (mit FM Einheit und Ulrike Haage, 1994, Hörspielpreis der Kriegsblinden, Prix Italia) sowie "Lost & Found: Das Paradies" (mit FM Einheit, 2004).

Alexander Kluge, geboren am 14. Februar 1932 in Halberstadt, ist literarischer Autor und Filmemacher. 1962 las er erstmals in der Gruppe 47 aus seinem Buch "Lebensläufe". 2003 veröffentlichte er im Suhrkamp-Verlag "Die Kunst, Unterschiede zu machen" und im Merve-Verlag zusammen mit Dirk Baecker "Vom Nutzen ungelöster Probleme". 2000 kam im Suhrkamp-Verlag die "Chronik der Gefühle" (2 Bände) und 2001 die "Verdeckte Ermittlung", ein Gespräch mit Christian Schulte und Rainer Stollmann, heraus. Alexander Kluge ist für die unabhängigen TV-Kulturmagazine "10 vor 11", "News & Stories" und "Prime-Time/Spätausgabe" in RTL und SAT.1 verantwortlich. Die Magazine befassen sich mit Buch, Film und Musiktheater. Sie versuchen ein Beispiel zu geben für das "Fernsehen der Autoren". Mit Dentsu Inc. (Tokyo) und dem Spiegel-Verlag gründete er, im Zweitberuf Rechtsanwalt, 1987 die dctp (Development Company for TV Program mbH). Die Düsseldorfer Firma zeigt in eigener Lizenz u.a. Programme von Stern TV, Süddeutsche TV, BBC Exklusiv, Format NZZ, sowie Kulturmagazine. Kluge erhielt u.a. die Auszeichnungen Goldener Löwe der Internationalen Filmfestspiele von Venedig (1968), den Adolf-Grimme-Preis in Gold (1992), den Lessing-Preis für Kritik (2002) und den Georg-Büchner-Preis (2003). Am 26. April 2007 wurde Alexander Kluge von Bundespräsident Horst Köhler das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Alexander Kluge
Andreas Ammer


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2007

Erstsendung: 09.02.2007 | 20:30 Uhr | 53'59


VERÖFFENTLICHUNGEN

  • CD-Edition: intermedium records 2007


AUSZEICHNUNGEN


REZENSIONEN

  • Jochen Meißner: Funk-Korrespondenz. Nr. 7. 16.02.2007. S. 26. - Stefan Fischer: Süddeutsche Zeitung. 09.02.2007. S. 17.

 

 

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