ARD-Hörspieldatenbank

1

Originalhörspiel, Dokumentarhörspiel



Katrin Seybold, Michael Farin

Wagnis Weiße Rose (1. Teil: Ihr Geist lebt weiter)


Komposition: Zeitblom

Redaktion: Herbert Kapfer

Technische Realisierung: Wilfried Hauer, Susanne Herzig

Regieassistenz: Stefanie Ramb


Realisation: Katrin Seybold, Michael Farin

Die Weiße Rose und deren Widerstand in der NS-Zeit werden häufig nur mit den Geschwistern Scholl gleichgesetzt, doch waren Menschen in ganz Deutschland aktiv. Bald nach dem Tod Christoph Probsts und der Geschwister Scholl blieben die Flugblätter in der Welt. Studenten am Münchner Chemischen Institut vervielfältigten sie, sie gingen von Hand zu Hand. Es folgten weitere Prozesse des Volksgerichtshofs, es gab Tote und Ende 1943 werfen die britischen Flugzeuge Hunderttausende des 6. Flugblatts über Deutschland ab. Die Flugblätter der Weißen Rose wurden zumeist, wo immer sie auch auftauchten, weiter gereicht, abgeschrieben, vervielfältigt, und es wurde begeistert darüber diskutiert. Warnungen von Eltern und Lehrern schlugen die Jugendlichen in den Wind. Traute Lafrenz-Page, die Freundin von Hans Scholl, brachte im November 1942 ein Flugblatt nach Hamburg und schickte mit der Post ein anderes nach. Hans Leipelt, Mitglied des Ulmer Freundeskreises und zum Tod verurteilt, brachte Ostern 1943 mit Marie-Luise Schultze-Jahn das sechste und letzte nach Hamburg. Im Dokumentarhörspiel Wagnis Weiße Rose kommen neben Briefen und Flugblättern, gelesen von jungen Schauspielern, vor allem diejenigen Zeugen zu Wort, die Flugblätter weiter verbreiteten, die Gestapohaft und Volksgerichtshof überstanden. Im Zusammenhang mit der Arbeit am Dokumentarfilm Die Widerständigen / Zeugen der Weißen Rose von Katrin Seybold wurden mit ihnen in den Jahren 2000 bis 2004 zahlreiche Interviews geführt. Es sind Erinnerungen der Beteiligten, nach 60 Jahren, es sind Mosaiksteine, Facetten des Widerstands der Weißen Rose aus heutiger Sicht. Alle Zeugen sprechen über ihre Gefühle, ihre Ängste und Taten, stellen den verlogenen Gestapoprotokollen, den widerwärtigen Anklageschriften, die wohlbehalten in unseren Archiven liegen, ihre Sicht der Dinge entgegen. Eine subjektive Sicht, die aber möglicherweise spannender und vorbildhafter ist, als die von Beschönigung, verantwortungslosem Wegschauen und Manipulation geprägten Berichte, mit denen die nachfolgende Generation aufgewachsen ist. Für ihren Mut und ihre Opferbereitschaft ernteten die meisten der Befragten nichts, bis heute bleibt die Anerkennung der breiten Öffentlichkeit versagt, fast niemand kennt ihre Namen - es sind bisher ungehörte Stimmen der Weißen Rose.

Michael Farin, geboren 1953, ist Verleger und Hörspielmacher. Nach dem Studium der Germanistik und Philosophie in München, promovierte er 1979 und gründete 1982 den Münchner belleville Verlag. Der Bayrische Rundfunk hat von ihm u.a. produziert: "Der innere Turm" (1995), "Das Warheads-Oratorium" (1997) sowie "Berlin(Frau)O-Ton" (2011) und "Berlin(Frau)Sinfonie" (2011).

A
A

Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Lieselotte Dreyfeldt-Hein
Gerda Freise
Valentin Freise
Traute Lafrenz-Page
Marie-Luise Schultze-Jahn
Jürgen Wittenstein
Katja Bürkle
Julia Loibl
Tobias Schormann


 


1

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2012

Erstsendung: 29.01.2012 | 51'15


REZENSIONEN

  • Andreas Matzdorf: Puristische Zeugnisse. In: Funkkorrespondenz 03.02.2012, S. 31.

 

 

Dieses Hörspiel jetzt anhören ...

 
 

Korrekturvorschläge zu diesem Dokument?

Darstellung: