ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Ratzel speist im 'Falco'
Revolutionshörspiel
Vorlage: Ratzel speist im "Falco" (Theaterstück)
Technische Realisierung: Dietmar Hagen
Regieassistenz: Corinna Waldbauer
Regie: Wolfgang Rindfleisch
Am 9. Oktober 2009 lädt der Leipziger Rechtsanwalt Dr. Dieter Ratzel ein paar enge Freunde zu einem Essen ins Nobel-Restaurant "Falco" ein. Schließlich gibt es etwas zu feiern. Vor zwanzig Jahren wurde auf den Straßen, auf die sie jetzt vom 27. Stock aus herunterblicken, "die Wende" erzwungen! Dass sie heute hier sitzen würden, hätte damals allerdings keiner von ihnen gedacht. Dieter Ratzel war Sekretär der Bezirksleitung der SED und genoss als Mitunterzeichner des sogenannten "Aufrufs der Fünf" kurzzeitig ein gewisses Ansehen. Dr. Joachim Linden war Instrukteur des Zentralkomitees. Und Sabine Müller hatte den alten Kämpen der Partei in ihrer Kantine eine Art zweites Zuhause geboten. Heute, zwanzig Jahre später, sitzen sie alle gut im Sattel. Den Zusammenbruch von damals sehen sie als Teil ihrer Strategie: Den Staat opfern, die Partei retten. Marode, wie die DDR war, brauchte sie dringend eine Generalsanierung - und als Sanierer ist der Kapitalismus nun einmal unschlagbar. Aber bald ist der Laden wieder in Schuss und kann erneut von den Kräften des Fortschritts übernommen werden. Stellt die Linke nicht zumindest im Leipziger Stadtparlament demnächst die stärkste Fraktion? Gute Voraussetzungen, um sich an aufregende alte Zeiten zu erinnern.
Erich Loest (1926-2013), geboren in Mittweida, war von 1947 bis 1950 Redakteur an der "Leipziger Volkszeitung", ab 1950 freischaffender Schriftsteller. 1959 wurde er wegen "konterrevolutionärer Gruppenbildung" verhaftet und zu siebeneinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Haftentlassung kehrte er nach Leipzig zurück. Er veröffentlichte unter verschiedenen Pseudonymen Abenteuer- und Kriminalromane. Nach seinem Protest gegen Zensurmaßnahmen in einem offenen Brief trat er 1979 aus dem Schriftstellerverband aus. 1981 ging er nach Osnabrück und kehrte nach Ablauf seines Dreijahresvisums nicht mehr in die DDR zurück. Seit 1990 lebte Erich Loest wieder in Leipzig. Er schrieb u.a. die Romane "Schattenboxen" (1973), "Es geht seinen Gang oder Mühen in unserer Ebene (1978), "Durch die Erde ein Riss" (1981), "Swallow, mein wackerer Mustang" (1980), "Fallhöhe" (1989), "Nikolaikirche" (1995), "Sommergewitter" (2006). Er verfasste auch zahlreiche Hörspiele, zuletzt "Ein Freund weniger" (Sachsen Radio/WDR 1991), "Ich habe noch nie Champagner getrunken" (Sachsen Radio/ NDR 1991), "Sondern erlöse uns von dem Bösen" (MDR 1992) "Gute Genossen" (MDR 1999).