ARD-Hörspieldatenbank

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Hörspielbearbeitung, Ars acustica



Ludwig Wittgenstein

Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus


Vorlage: Tractatus logico-philosophicus (Prosaschrift)

Bearbeitung (Wort): Andreas Ammer, Martin Gretschmann

Komposition: Martin Gretschmann, NU

Redaktion: Herbert Kapfer

Technische Realisierung: Andreas Ammer, Martin Gretschmann


Realisation: Andreas Ammer, Martin Gretschmann

Vor gut 100 Jahren beendete der freiwillig in den Krieg gezogene Industriellenerbe Ludwig Wittgenstein mit einem Handstreich ein paar Jahrtausende Philosophiegeschichte. Der letzte Satz seines Buches Tractatus logico-philosophicus lautet: "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen." Wittgenstein hat sich daran gehalten. Er hat Zeit seines Lebens kein weiteres Buch, sondern das öffentliche Schweigen vorgezogen. Er ist erst Volksschullehrer geworden und hat auch als Professor in Cambridge weiter öffentlich geschwiegen. Von Stille hingegen hat Wittgenstein, der passionierte Klarinettist, nichts gesagt. So bleibt immer noch die Musik, das Medium des Unsagbaren, die in Ammer & Consoles Hörspiel in ihre Rechte tritt, wo angesichts der Wahrheit alle Worte (außer die von Wittgenstein natürlich) schweigen müssen. Andreas Ammer & Console haben in ihrer Hörspielvertonung von Wittgensteins Hauptwerk zur Philosophie Musik gemacht, die sich aus Stimmen erzeugen lässt, ohne Sprache zu sein. Denn: "Alle Philosophie ist Sprachkritik'." Die Frage von Ammer & Console, den Klangphilosophen, lautet: Wie klingt es, wenn man schweigen muss? - Oder wie Wittgenstein es ausdrückt: "Wenn sich eine Frage überhaupt stellen läßt, so kann sie auch beantwortet werden." - Aber wie? Lässt sie sich tanzen oder sind die Gewissheiten Wittgensteins, die von dem Wiener Aktionisten und Wittgenstein-Nachfolger Oskar Wiener (Die Verbesserung von Mitteleuropa) vorgetragen werden, dann doch mächtiger? - Wittgenstein selbst hat die Musik in seinem Werk jedenfalls der Sprache an die Seite gestellt: "Die Grammophonplatte, der musikalische Gedanke, die Notenschrift, die Schallwellen, stehen alle in jener abbildenden internen Beziehung zueinander, die zwischen Sprache und Welt besteht." - Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus. Das Hörspiel ist sozusagen die bislang fehlende Grammophonplatte die zwischen der Sprache Wittgensteins und der Welt "jene abbildende interne Beziehung" herstellt. Oder wie der Philosoph es angesichts des Hörspiels ausdrücken würde: "Die Lösung eines Problems merkt man am Verschwinden dieses Problems". 

Ludwig Wittgenstein (1889-1951), geboren in Wien, begann 1906 ein Ingenieurstudium in Berlin, 1908 wechselte er nach Manchester, ab 1911 studierte er Mathematik und Logik in Cambridge. 1913 zog er sich in eine Blockhütte in Norwegen zurück. 1914 war er Kriegsfreiwilliger bei der österreichischen Armee, 1918–19 in italienischer Kriegsgefangenschaft. 1919–26 wirkte er als Volksschullehrer, Gärtnergehilfe, Architekt. 1921 veröffentlichte er die  während des Kriegs entstandenen Aufzeichnungen in den Annalen der Naturphilosophie, 1922 dieselben unter dem Titel "Tractatus logico-philosphicus". 1929–40 war er Dozent und Professor in Cambridge, 1940–51 arbeitete er als Pfleger und Forscher, erneut lehrte er und beschäftigte er sich mit philosophischen Fragestellungen. 1951 starb er in Cambridge. Seine Veröffentlichungen sind u.a.: "Notes on Logic" (1913), "Tractatus logico-philosophicus" (1921), "Some Remarks on Logical Form" (1929), "Last Writings on the Philosophy of Psychology" (1948), "Philosophische Untersuchungen" (1953).

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Oswald Wiener
Moritz Eickworth
Lars Freikorn

Sonstige MitwirkendeFunktion
NUZusätzliche Komposition


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2014

Erstsendung: 25.04.2014 | 65'27


REZENSIONEN

  • Eva-Maria Lenz: Musikalischer Gedankenfluss. In: epd Medien. 16.05.2014. S. 37.
  • Jochen Meißner: Ein Ähnlichkeitsverhältnis. In: Funk-Korrespondenz. 16.05.2014. S. 39.

 

 

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