ARD-Hörspieldatenbank

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Hörspielbearbeitung



Hugo von Hofmannsthal

Andreas (Langfassung)

mit Notizen aus dem Nachlass

Hörspiel nach dem gleichnamigen Romanfragment von Hugo von Hofmannsthal

Langfassung


Vorlage: Andreas oder Die Vereinigten (Roman (Fragment))

Bearbeitung (Wort): Manfred Hess, Ruthard Stäblein

Komposition: Cathy Milliken, Dietmar Wiesner

Redaktion: Manfred Hess

Dramaturgie: Manfred Hess

Technische Realisierung: Christian Eickhoff, Tanja Hiesch, Anna Kuncio, Manuel Radinger, Alexander Kolb, Manfred Seiler

Regieassistenz: Alexandra Wimmer


Regie: Ulrich Lampen

Es gilt einen radikalen, kaum bekannten Text dieses konservativen Modernisten und literarischen Alleskönners neu zu entdecken: Hofmannsthal war schließlich nicht nur das junge Lyrikgenie, der Dramatiker des "Jedermann" oder der Librettist von Richard Strauss. "Andreas" ist sein einziger, Fragment gebliebener Roman, an dem er von 1907 bis 1927 gearbeitet hatte. Hier dekliniert Hofmannsthal die Verlassenheit des Menschen ohne Gott durch und beschreibt den Verlust der Ich-Identität über eine ins Schizophrene gleitende Selbstwahrnehmung, die Signatur seiner Zeit ist. Der komplexe Charakter der Wirklichkeit wirkt bedrohlich, Schein und Sein gleiten bei Hofmannsthal dämonisch ineinander. Dies sind nicht zuletzt die Themen, die die Décadence- und Fin de Siècle-Literatur um 1900 exquisit und explizit auszeichnen. Dabei nutzt Hofmannsthal zugleich alle Formen des Romans. Er oszilliert souverän und suggestiv zwischen klassisch und auktorial erzähltem Bildungs- wie Heimatroman, psychologischem Erzählen, Lustspiel, einer an Kafka erinnernden personalen Erzählerhaltung. Dann wieder greift er auf den von Arthur Schnitzler eingeführten inneren Monolog zurück und kombiniert ihn mit Szenen sowie symbolisch-poetischer Naturbeschreibung. Dabei bleibt vieles aus der inneren Logik des Stoffes nur Fragment, ja muss fragmentarisch bleiben. Nach Freuds "Traumdeutung" und Einsteins "Relativitätstheorie" und den sozialen revolutionären gesellschaftlichen Verwerfungen scheint das Heterogene als Signatur moderner Wirklichkeitserfahrung im 20. Jahrhundert, in dem Gott und das Ich abdanken, nicht mehr zusammenzufügen. Darum weiß Hofmannsthal.

Das Geschehen, die „Story“ er jedoch im 18. Jahrhundert angesiedelt, einer anderen Umbruchszeit. Es geht um Erfahrungen, die bis heute gelten: um die existenziellen Nöte eines jungen Menschen und Bildungsreisenden, dessen Weg von Wien nach Venedig führt. Auf dem Weg dahin und in Venedig wird er mit den Abgründen von Niedertracht, Gewalt, sozialem Abstieg, Ich-Dissoziation und einer Identitätskrise konfrontiert - und vor allem mit dem ambivalent-irritierenden wie faszinierenden Phänomen Sexualität. Das Hörspiel nutzt hauptsächlich, nur um einige Passagen aus den Nachlass-Notizen erweitert, die Textfassung aus dem Jahr 1913 nach der historisch-kritischen Ausgabe des Freien Hochstifts Frankfurt am Main. Die Komposition spielt mit Musik-Motiven von Komponisten aus der Hofmannsthal-Zeit. 

Die Produktion erfolgte mit freundlicher Unterstützung des Freien Hochstiftes Frankfurt am Main.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Karl MarkovicsErzähler
Tilman TuppyAndreas von Ferschengelder
Lukas WatzlGotthelf
Maresi RiegnerRomana Finazzer
Norman HackerBauer Finazzer, ihr Vater
Christoph LuserKnecht
Markus HeringZorzi
Dörte LyssewskiGräfin
Roland KochGraf Gasparo
Safira RobensZustina
Lilith HäßleNina
Johannes ZirnerMaskierter
Branko SamarovskiDer Malteser/Sacramozo
Isabelle DemeyAn- und Absage

Musik: Orlando Bass (Klavier), Adam Woodward (Violine), Dietmar Wiesner (electronics)
Karl Markovics (Erzähler) | © SWR/ORF/Ursula Hummel-Berger

Karl Markovics (Erzähler) | © SWR/ORF/Ursula Hummel-Berger

Karl Markovics (Erzähler) | © SWR/ORF/Ursula Hummel-Berger
Tilman Tuppy (Andreas von Ferschengelder) | © SWR/ORF/Ursula Hummel-Berger
v.li.: Tilman Tuppy (Andreas von Ferschengelder), Karl Markovics (Erzähler) | © SWR/ORF/Ursula Hummel-Berger

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v.li.: Tilman Tuppy (Andreas von Ferschengelder), Karl Markovics (Erzähler)
© SWR/ORF/Ursula Hummel-Bergerv.li.: Tilman Tuppy (Andreas von Ferschengelder), Karl Markovics (Erzähler)
© SWR/ORF/Ursula Hummel-Berger



PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Südwestrundfunk / Österreichischer Rundfunk 2024

Erstsendung: 03.02.2024 | SWR2 | 23:05 Uhr | 126'30


REZENSIONEN

  • Christian Deutschmann: Sprachliche Meisterschaft. In: epd medien Nr. 4. 23.02.2024. S. 16f.
  • Stefan Fischer: Jugend am Ende. Zum 150. Geburtstag von Hugo von Hofmannsthal inszeniert Ulrich Lampen dessen Romanfragment "Andreas" für den SWR als pointiertes Hörspiel. In: Süddeutsche online vom 01.02.2024.

 

 

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