ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Jud Süß (1. Teil)
Vorlage: Jud Süß (Roman)
Bearbeitung (Wort): Walter Andreas Schwarz
Komposition: Peter Zwetkoff
Technische Realisierung: Udo Schuster, Christiane Köhler
Regie: Hartmut Kirste
Lion Feuchtwanger verwendet in seinem großen historischen Roman, der 1925 erschien, die Daten und Fakten des Josef Süß Oppenheimer, der von 1692 bis 1738 in Württemberg lebte. Seit 1732 war Oppenheimer Finanzberater des Prinzen und späteren Herzogs Karl Alexander von Württemberg; er hatte damit zwar kein offizielles Staatsamt inne (das war den Juden damals verboten), er wurde aber bald als intimer Berater des Herzogs der heimliche Regent des Landes. Seine Macht und die skrupellosen Methoden, das Volks auszupressen, ließen alsbald eine starke antisemitistische Bewegung im Lande entstehen, die schließlich in der unrechtmäßigen Hinrichtung des Jud Süd gipfelte. An dem geschmeidigen Politiker, der durchaus kein Idealbild darstellt, wird in Feuchtwangers Roman das Schicksal jener Juden exemplarisch sichtbar, die, von ihrer Umwelt verachtet und verfolgt,kraft der Macht des Geldes zu herrschen suchten. Doch auch die jüdische Fähigkeit, in geduldigem Glauben die Zeiten der Verfolgung zu überdauern, wird deutlich. In vorausschauender Weise und mit bewußtem Bezug auf die Gegenwart analysiert Feuchtwanger einen Massenausbruch des Antisemitismus in seinen Ursprüngen und Verzweigungen.
Der Stoff des "Jud Süß" wurde auf schlimme Weise berühmt durch die Verfilmung im Dritten Reich. Veit Harlan, der Regisseur, verzerrte die Figur zur Inkarnation des Bösen, also zum Propagandamittel für den herrschenden Antisemitismus. Die Hörspielbearbeitung soll dieses verfälschte Bild korrigieren und damit dem Roman Lion Feuchtwangers, der 1933 in Deutschland verboten wurde, wieder zu seinem ehrenvollen Platz ind er Literaturgeschichte verhelfen.