ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Ich zwing' zum Guten hin
Technische Realisierung: Anna-Maria Tietze, Peter Liermann
Regie: Christiane Adam
Ein im siebzehnten Jahrhundert erbautes Gefängnis wendet sich mit einer aufmunternden Inschrift an die Gefangenen: Nur Mut! Ich räche nicht, ich zwing' zum Guten hin. Zwar meine Hand ist hart, doch Iiebreich ist mein Sinn. Diese pädagogische Einfalt mutet heute etwas naiv an. Aber hat sich an solcher Haltung gegenüber Strafgefangenen in deutschen Gefängnissen seither etwas geändert? - Christiane Adam sammelte Eindrücke mit dem Reportagegerät. "Besuch in einer anderen Welt. Mehrere Tage lang hielt ich mich in einer deutschen Justizvollzugsanstalt auf, um Gefangene und Bedienstete zu befragen; Wie lebt und arbeitet man in einem solchen Haus? Was ist der wesentliche Unterschied zwischen 'Drinnen' und 'Draußen'? Der Gefängnispfarrer sagte mir: 'Hier gibt es künstliche Ersatzabläufe für das wirkliche Leben. Hier drinnen sind Dinge wichtig, die sonst bedeutungslos sind. Gefangensein ist eine Situation der Bevormundung und Ohnmacht, die einen Wirklichkeitsverlust zur Folge hat.' Ein Gefangener meinte, 'Drinnen' und 'Draußen' sei gleich. Ein anderer: Die Freiheit habe er niemals, auch nicht in Freiheit erlebt. - Ich sah, daß im Gefängnis in erster Linie Anpassung verlangt wird, also genau das, was die Straffälligewordenen draußen nicht leisten konnten oder wollten. VieIleicht doch keine andere Welt?" (Christiane Adam)