ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Salmakis
Technische Realisierung: Peter Nielsen, Monika Götz-Bellmer
Regieassistenz: Wolfgang Streng
Regie: Joy Markert
Anna und Michael, Ella und Paul, verbringen ihre Sommerferien gemeinsam auf der griechischen Insel Samos. Seit Längerem sitzt Anna an einer wissenschaftlichen Arbeit über jenen Bereich der Mythologie, der sich mit dem Thema der Bisexualität befaßt. Der Mythos von Hermaphrodit und seiner Gefährtin, der Nymphe Salmakis, fasziniert sie dermaßen, daß sie sich durch sämtliche Reduzierungen, die dieser Mythos im homosexuellen Griechenland oder später im hetero-sexuellen Abendland erfahren hat, zu seinen Quellen hindurchkämpft und sich auch durch Spekulationen heutiger (liberaler, marxistischer, feministischer) Literatur nicht beirren läßt. In einer Epoche, wo sich der von äußerer Not befreite Mensch nicht mehr unbedingt nur durch Arbeit erfüllen kann, scheinen variable Möglichkeiten, wie Menschen andere Menschen lieben können, immer stärker ins Blickfeld zu rücken, an Bedeutung zu gewinnen. Wird es eine neue Sinnlichkeit geben, die den Reiz des Geschlechterkampfes, der Führerschaft, der Hingabe, ablöst? Den Salmakis-Mythos beschreibt Anna so: "Eine Frau, die derart liebte, daß sie die Götter zwang, den geliebten Mann auf ewig in sie zu binden, sie zweigeschlechtlich werden zu lassen. Sie will nicht nur zugleich Mann sein, sie will auch, daß der Mann Frau wird!" wie heutige Menschen, die in einer jahrtausendalten Tradition stehen, auf solche Gedanken reagieren (müssen).
