ARD-Hörspieldatenbank

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Hörspiel



Jutta Bartus

Geht es euch gut, Marie?


Technische Realisierung: Dieter Stratmann, Maria Wickenbrock


Regie: Friedhelm Ortmann

"Das Telephon ist eine hervorragende Erfindung. Wenn aber ein langer Kampf mit dem rein technischen Vorgang des Wählens dem Gespräch vorausgeht, wenn - wie hier zwischen der Mutter (Bundesrepublik) und der Tochter (DDR) - das Gespräch sogar willkürlich getrennt werden kann, beginnen die Gedanken zu springen, Erinnerungen und Ressentiments mischen sich ein in den 'geplanten' Text. Die ersehnte Aussprache bleibt notgedrungen vorwiegend Selbstgespräch; das dann doch noch miteinander Redenkönnen erstickt trostlos an der Oberfläche." (Jutta Bartus) In diesen "Erinnerungen und Ressentiments" wird ein Frauenschicksal im Spannungsfeld zwischen den beiden deutschen Staaten deutlich - das Schicksal der Frau Henschel, nun Anfang fünfzig, die einst von ihrem Mann mit zwei Kindern in der DDR zurückgelassen wurde. Sie ließ sich scheiden, um beruflich aufsteigen zu können, doch zu offene Kritik brachte ihr die Degradierung ein. Der begabte Sohn durfte nicht studieren, ein Antrag auf Familienzusammenführung wurde abgelehnt: Die Situation wurde immer unerträglicher. Schließlich organisierte der Mann für Frau und Sohn die Flucht in die Bundesrepublik, doch jetzt kriselt es in der Ehe, die jahrelange Trennung ist nicht spurlos vorübergegangen, auch die ungewohnte Situation im Westen bereitet Schwierigkeiten. Und dann ist da noch die Tochter im Osten - eine Tochter, von der Frau Henschel nicht mehr weiß, ob sie noch bereit ist, neben Paketen auch persönliche Worte anzunehmen, selbst wenn dies nur per Telefon geschehen soll. Jutta Bartus kennt die Problematik, die sie in ihrem Hörspielmonolog aufgreift, aus eigener Erfahrung. Geboren 1926, kam sie 1949 aus Thüringen ins Bergische Land, siedelte dann aber 1955 aus Unzufriedenheit mit dem "westdeutschen Adenauer-Staat" in die DDR über, hatte dort bis 1974 zahlreiche beachtete Veröffentlichungen, geriet aber immer mehr in Konflikt zum Alltag des "real existierenden Sozialismus", der sie schließlich zur "Erkenntnis des permanenten Betrugs des arbeitenden Menschen... durch die korrupte Führungsschicht" führte. 1977 Ausbürgerung und Umzug nach Düsseldorf. 1979: "Ruth-Novellen". 1982 erhielt sie für die Erzählung "Sehnsucht nach der Kinderzeit" den Soltauer Autorenpreis.

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Berthe Trüb


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 1983

Erstsendung: 17.06.1983 | 47'00

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