ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Um aufs neue der Verführung zu verfallen
Technische Realisierung: Dieter Stratmann, Anne Effertz
Regieassistenz: Angeli Backhausen
Regie: Hans Gerd Krogmann
"Die Menschen erfinden sich ihr Leben, indem sie sich alles noch einmal vor Augen führen, in Form von Geschichten, die sie sich erzählen, und in diesen Geschichten nähern sie sich ihren Wunden, darin phantasieren sie die Heilung der Wunden, ihre Rechtfertigungen, ihre Siege, ihre Wünsche, und das tun sie aber zum Teil, indem sie das als die Geschichte der Welt und nicht als ihre Geschichte erzählen, wobei die anderen auf undeutliche, aber emotional überzeugende Weise merken, daß das auch etwas mit ihnen zu tun hat." Das sagt eine der Figuren in Christian Linders neuem Hörspiel, und genau das führt dieses Hörspiel auch vor. Eine übliche Party mit dem üblichen small talk. Doch hinter diesem small talk lauern die Gespenster, die Ängste, aber auch die Wünsche und Sehnsüchte. Es ist eine bestimmte Geschichte, die hier erzählt wird, die Geschichte zwischen einem Mann und einer Frau. Diese Geschichte mündet aber in die Geschichte, die alle zusammen haben, und alle Teilnehmer dieser Party nehmen dann auch daran teil, diese Geschichte zu erzählen. Die Verteidigung der Gefühle gegen die Wirklichkeit; Liebe auch als Krieg; und die Sehnsucht, die Fassaden einreißen zu können, um dann aufs Neue der Verführung verfallen zu können - das sind einige der Themen dieses Hörspiels. Es überblendet Erinnerungen und Träume, flackernde Gedankengestalten und assoziative Gespräche, es bringt zusammen Analysen und emotionelle Bilder, die sich aus den konkreten Gefühlszusammenhängen der Personen dieses Stücks herleiten. Christian Linder, 1949 in Lüdenscheid geboren, lebt heute in Köln. 1975 erhielt er den Förderpreis für Literatur des Landes Nordrhein-Westfalen und 1978 den Förderpreis der Stadt Köln. Er veröffentlichte mehrere Bücher, zuletzt den Essayband "Die Träume der Wunschmaschine". Für den WDR schrieb er bisher zahlreiche Hörspiele, u. a. "Das Reich der Lichter", "Unsere Träume vom privaten Leben" und "Noten an den Rand des Lebens".
