ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung, Ars acustica
Letzte Sprünge oder Die Erlösung des G.
Vorlage: Die Erlösung des G. Gespräch mit einem Hinzurichtenden (Theaterstück)
Komposition: Iris Disse
Technische Realisierung: Christian Kühnke, Suse Wöllmer, Heike Lexau
Regieassistenz: Gabriele Roosch
Regie: Iris Disse, David Höner
Gary G. hat von 36 Lebensjahren 22 in Gefängnissen und Besserungsanstalten verbracht. Nach zwei Morden ist er zum Tode verurteilt worden. In den Wochen vor der Exekution sucht ihn in der Todeszelle mehrfach ein Journalist auf, der aus dieser Killerkarriere eine Story machen will. Doch all seine psychologischen Finessen und vernunftgeleiteten Deutungen prallen ab an der ungebändigten Gewaltbereitschaft dieses Mannes mit dem "knallharten-Typen-Komplex". Iris Disse über ihr Projekt: "Ich will spürbar machen, daß die Wildheit, Aggressivität und Kraft des G. - eigentlich wichtige Bestandteile eines Menschen - in dieser Gesellschaft keine Kanäle finden können. Der Kurzschluß ist so vorprogrammiert. G. ist für mich nicht der brutale Einzelfall, sondern Abbild einer Gesellschaft, die auf den kollektiven Selbstmord zusteuert. Um das erlebbar zu machen, brauche ich die musikalische Ebene: Der Raum des Kollektivs öffnet sich über archaisch gesungenen Rhythmen (ursprüngliche Männerkraft) und geht über in Rhythmen der modernen Welt - Medien, Straßen, Maschinen, Armeeappelle etc. Für mich ist die menschliche Stimme - gesprochen, gesungen, geatmet, gerufen, geflüstert - das Grundelement des Hörspiels - ich bringe den Zuhörer zum Mitatmen und so zum Miterleben." Den Ausführenden gelingt eine höchst eindringliche Komposition über das Thema männliche Gewalt in unserer Gesellschaft.
Iris Disse, geboren 1956 in Lüneburg, hat Philosophie und Geschichte studiert. Sie gründete 1982 die "Disse, Gries und Co-Theatre Company" in Berlin und arbeitet heute als Schauspielerin und Regisseurin. In ihre Hörspiele gehen mythische Elemente ein, die auf der Jungschen Archetypenlehre basieren.