ARD-Hörspieldatenbank

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Hörspielbearbeitung, Ars acustica



Kurt Schwitters

Erweiterter Schwitters auf dem Wege zu einem automatischen Hörspiel


Vorlage: Sonate in Urlauten (Poesie)

Bearbeitung (Wort): Stephan von Huene


Regie: Stephan von Huene

"Schwitters, der Schriftsteller, ist so weit gegangen wie kein anderer Schriftsteller. Sein schriftstellerisches Werk wurde gründlicher vergessen als das bildnerische. Als Hersteller von Bildern und Plastiken wird er heute zu den Erzvätern der Moderne des 20. Jahrhunderts gezählt. Die Gattung des Lautgedichts bildet heute einen Teilbereich dessen, was konkrete Poesie genannt wird und verbindet sich überdies mit anderen Bereichen phonemischer Textansätze wie etwa dem Hörspiel oder Poptexten. Die sogenannte 'Ursonate' ist vollständig veröffentlicht in 'Merz 24', 1932. Schwitters hatte, als er 1921 an der Lautsonate zu arbeiten begann, die Vorstellung eines positiven, konstruktiven Entwurfs. Den verschiedenen Negativentwürfen, die er wie kein anderer in die Literatur einführte, wollte er ein Modell entgegenstellen, das vollkommen durchgearbeitet war wie ein Bild des Konstruktivismus. Zugleich sollten in diesem Modell die beiden Bereiche der Literatur und der Musik miteinander vereint und ineinander verschränkt werden, und zwar von der Seite der Literatur aus. Schwitters selber hat die Länge der Sprechdauer der 'Ursonate' mit 35 Minuten angegeben. Von Schwitters selber gelesen ist nur eine Aufnahme des Trios und des Anfangs der Wiederholung des Scherzos überliefert. Die 'Ursonate' sollte gleichsam einen phonetischen Kosmos für sich öffnen, in den der Zuhörer, Leser und Nachsprecher einzugehen vermöchte." (H. Heißenbüttel) zu seinem Hörspielprojekt: "Es kommt vor, daß Künstler zukünftige Entwicklungen vorwegnehmen. In seiner 'Ursonate' schafft Kurt Schwitters ein Gedicht allein damit, daß er Phoneme in Form einer Sonate anordnet. Ich glaube, daß die 'Ursonate' Möglichkeiten vorwegnimmt, die heutzutage sprechende Computer-Chips eröffnen; insbesondere diejenigen, mit denen eine elektronische Phonem-Erzeugung möglich ist. Mein Ziel ist es, auf akustischer Ebene etwas zu schaffen, das der Erweiterung der geschriebenen Sprache zur gedruckten (Typografie) gleichkommt. Indem ich Kurt Schwitters 'Ursonate' als Ausgangsmaterial verwende und die Anregungen befolge, die er 1927 in seinem Artikel 'Meine Sonate in Urlauten' zum Gebrauch der 'Lese-Fantasie' gegeben hat, bringe ich die Laute der 'Ursonate' in die Form einer elektronischen Phonem-Erzeugung. Als Erweiterung von Schwitters Intentionen und auch als Umsetzung akustischer Fantasie verarbeite ich dieses Material dann weiter in Richtung auf eine Ausschöpfung der akustischen Möglichkeiten und Grenzen, die sich für die Bildung der Wörter und Laute auf den sprechenden Chips eröffnen."

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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 1987

Erstsendung: 23.06.1987 | 34'10

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