ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Um Großes zu beginnen
Regie: Armas Sten Fühler
Die junge Lisa Techowa hat ihr Soll bis zum Jahre 1958 erfüllt; sie wird als beste Facharbeiterin der Fabrik zur "Heldin der Arbeit" ernannt und von Kollegen und Werksleitung groß als Vorbild gefeiert. Und nun kann Lisa einen alten Plan verwirklichen, dessen Erfüllung in greifbare Nähe gerückt ist: Sie will studieren, Bücher lesen, Vorträge hören und all die anderen schönen Dinge treiben, zu denen sie bisher keine Zeit hatte. Natürlich will man Lisa einen solchen Urlaub gewähren. Aber was heißt hier Urlaub? Lisa hat bis zum Jahr 1958 ihre Arbeit geleistet, also wird sie bis 1958 nicht mehr in die Fabrik gehen - warum soll sie die Arbeit zweimal machen? Der Genosse Werkmeister ist ratlos, der Genosse Abteilungsleiter nicht minder. Auf diesen Gedanken ist noch niemand gekommen. Aber ist er nicht einleuchtend? Nein, nein, er ist ganz und gar undurchführbar, das sagt auch der Genossen Direktor. Aber Lisa ist doch im Recht? Die Genossen Vorgesetzten überlegen hin und her. Man bietet ihr einen besseren Posten an - nein, Lisa will nur ihr Recht. Da hat der Genosse Direktor eine Idee, die einzig richtige: Am nächsten Morgen gibt die Leitung des Traktorenwerks folgendes bekannt: "Mit Wirkung vom heutigen Tag und zu Ehren des 10jährigen Bestehens unserer Fabrik verpflichten sich alle Werktätigen, ihre bisherigen Übersoll-Leistungen für den weiteren ruhmreichen Aufbau und zur noch schnelleren Kräftigung der Produktionskader freiwillig zu spenden." Und was sagt Lisa? Lisa sagt: "... eine Aufgabe, die wir mit Stolz erfüllen. Ich werde weiter arbeiten; jetzt ist doch alles in Ordnung, und die Sache hat ihre Richtigkeit." Sie wird bessere Arbeitsmethoden ersinnen und neue Rekorde aufstellen. Der Genossen Direktor meint allerdings: "Die Norm genügt, Genossin Techowa. Unsere Wirtschaft beruht auf dem System der Leistungssteigerung. Deshalb bitte ich Sie, seien Sie nie wieder so fleißig."
